Selbstständig machen als Nachhilfelehrer

Auch wenn die Lehrerausbildung im Rahmen der Umstellung auf die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge mit so genannten ‚aktivierenden Maßnahmen‘ praxisnaher gestaltet wird, so reicht ein Praktikum in manchen Fällen nicht aus, um sich ein aussagekräftiges Bild von den täglichen Anforderungen zu machen. Insofern sind angehende Lehramtsanwärter im Referendariat nicht selten desillusioniert bzw. sie sehen sich dem täglichen Stress nicht mehr gewachsen. Zwar werden angehende Lehrer theoretisch vermeintlich sehr gut auf die bevorstehenden Aufgaben vorbereitet, in der Praxis ergibt sich aber oft ein anderes Bild. Nicht wenige Lehramtsanwärter scheitern am Referendariat oder aber sie wollen es bewusst nicht beenden. Mit einem Masterstudium in der Tasche muss der Traum vom Lehren allerdings nicht völlig aufgegeben werden, denn eine berufliche Selbstständigkeit im Bereich der Nachhilfe ist durchaus eine gangbare Lösung. Im Folgenden sollen diesbezüglich zentrale Erfolgsfaktoren kompakt beleuchtet werden. Im Übrigen gibt es nach dem Referendariat (2. Staatsexamen) keinerlei Garantie auf eine Anstellung als Lehrer und ehemals übliche Verbeamtungen gibt es nur noch selten. Insofern ist die Arbeit als Nachhilfelehrer in jeder Hinsicht eine berufliche Option.

Mit Idealismus den eigenen beruflichen Erfolg in die Hände nehmen

Der Lehreralltag ist nicht zu unterschätzen, denn Tag für Tag gilt es, sich auf verschiedene Gruppen von Schülern einzulassen. Demgegenüber präsentiert sich die Arbeit als Nachhilfelehrer als stressfreier, denn in der Regel herrscht im Rahmen eines Einzelunterrichts eine sehr intensive und entspannte Arbeitsatmosphäre. Wer nach dem Studium mit Nachhilfe gutes Geld verdienen möchte, sollte sich schon während der Lehrerausbildung einen Stamm an Kunden aufbauen. Durch Weiterempfehlungen unter Schülern oder auch Eltern wächst dieser in der Regel schnell. Im Einzelunterricht kann auch der lehrtechnische Enthusiasmus angewendet werden, der in einer großen Schülergruppe mit unterschiedlichster Motivationslage meistens fehl am Platz ist. Da die Schüler auf Nachhilfe angewiesen sind, ist die Arbeitsmotivation oft eine andere. In einer solchen Arbeitsatmosphäre lassen sich dann auch diejenigen Techniken praktisch umsetzen, die man theoretisch im Studium lernt. Im Übrigen sollte sich jeder Interessent klar machen, dass Nachhilfe sich nicht nur auf Schule erstrecken muss. So ist das Phänomen Nachhilfe auch an Universitäten omnipräsent. Es reicht, hierzu einen Blick auf schwarze Bretter in Universitätsgebäuden zu werfen. Die Einnahmebasis bzw. Zielgruppe lässt sich somit in strategischer Hinsicht erweitern, wobei für Nachhilfestunden ein Universitätsabschluss als formale Befähigung vorhanden sein sollte. Eine solche rechtfertigt dann auch höhere Honorare im Vergleich zu Schüler-Nachhilfestunden.
 

Was kann ein Nachhilfelehrer verdienen und welche formalen Voraussetzungen gibt es?

Je nachdem, wie groß der eigene Stamm an Kunden ist, sollte als strategische Grundsatzentscheidung geprüft werden, ob eine völlige Selbstständigkeit angestrebt wird oder aber ob zunächst bei einem Nachhilfeinstitut angeheuert wird. Letzteres hat den Vorteil, regelmäßig Einnahmen erzielen zu können, diese fallen allerdings meistens weitaus geringer aus als bei der völligen Selbstständigkeit (große Nachhilfeinstitute in Deutschland zahlen ihren Lehrkräften ca. 9 Euro für 60 Minuten, was für einen Absolventen nicht zufriedenstellend sein dürfte). Wer seine professionellen Nachhilfeleistungen auf eigenen Namen und eigene Rechnung anbietet, kann die Honorare natürlich individuell vereinbaren. Die Arbeit erfolgt also grundsätzlich auf Honorarbasis bzw. gegen Rechnung. Bei den möglichen Verdienstspannen sind die orts- bzw. regionstypischen Preise heranzuziehen, wobei Summe zwischen 10 und 50 Euro pro Unterrichtsstunde realistisch sind. Es versteht sich von selbst, dass man mit Fächern (z.B. bestimmte Sprachen) mehr Geld verdienen kann, wenn die Nachfrage für Nachhilfe das Angebot übersteigt. Um Kunden attraktivere Preise zu ermöglichen, ist auch ein 2er Unterricht denkbar, sodass die Einnahmen für den Nachhilfelehrer gleich bleiben (mit Blick auf die Vorbereitung entsteht ja auch keine ‚Verdopplung‘ der Arbeit). Grundsätzlich ist ein abgeschlossenes Studium keine Voraussetzung für diese Arbeit, aber wer Eltern seine Qualifikation nachweisen kann, wird es bei der Auftragsakquise und der Höhe der Honorare deutlich leichter haben. Insofern steht das Berufsfeld Nachhilfelehrer auch für Studienabbrecher offen, die ihren beruflichen Traum vom Lehren nicht aufgeben möchten. Unter welchen Voraussetzungen auch immer der Schritt in die hauptberufliche Selbstständigkeit gewagt wird, eine Gewerbeanmeldung ist ebenso notwendig wie die Benachrichtigung der Krankenkasse. Wer in der ersten Zeit der Tätigkeit mit geringeren Einnahmen rechnet, kann die Kleinunternehmerregelung beanspruchen, um keine Umsatzsteuer auf Rechnungen erheben zu müssen, was den Arbeitsaufwand in puncto Buchhaltung vereinfacht. Die Buchhaltung beschränkt sich so im Wesentlichen auf das Ausstellen von Rechnungen und die Kontrolle von Zahlungseingängen. Mit einer Einnahme-Überschuss-Rechnung werden die erzielten Gewinne bei der Steuererklärung angegeben.
 

Berufliche Perspektiven und notwendige Überlegungen

Früher galt Nachhilfe ein wenig als gesellschaftliches Randphänomen, doch dies hat sich grundlegend gewandelt. So stehen vor allem die Chancen für den Einzelnen im Vordergrund, denn es ist unbestritten, dass ein guter Schulabschluss für die Berufschancen von großer Bedeutung ist. Nachhilfe ist ein fester und elementarer Bestandteil des Bildungssystems geworden. Dies zeigt auch die Tatsache, dass schon ca. 25 % aller Schüler Erfahrungen mit bezahltem Nachhilfeunterricht nach der Schule gesammelt haben. Insofern dürfte es gerade in bevölkerungsstarken Ballungsgebieten bzw. Städten viel zu tun geben. Wer auf dem Land wohnt, muss ggf. eine gewisse Bereitschaft zur Mobilität mitbringen oder über die Anmietung eines Büroraumes nachdenken, um die lernwilligen Nachhilfeschüler zu sich kommen zu lassen. Ganz grundsätzlich sollte darüber nachgedacht werden, wie die Nachhilfe konkret organisiert wird: Sollen die Schüler zu einem nach Hause kommen (ein dafür notwendiges Arbeitszimmer kann bei der Steuererklärung geltend gemacht werden). Oder aber fährt der Nachhilfelehrer zu den Schülern (in diesem Fall ist über eine pauschale Vergütung der Anfahrt nachzudenken, die sich im Honorar widerspiegeln sollte).
 

Büroräume sind eine prüfenswerte Investition

Wer einen Büroraum in günstiger Lage mietet muss zwar buchstäblich mit Mehrkosten rechnen, dafür kann aber auch vor Ort reale Präsenz gezeigt werden. Ein eigenes Büro kann ein sichtbarer Ausdruck von Professionalität sein und dafür sorgen, dass privates und berufliches konsequent getrennt werden. Schüler und Nachhilfelehrer arbeiten so auf neutralem Boden. Je nachdem, wie groß umfangreich die Tätigkeit sein soll, können die Geschäftsräume auch größer ausfallen. Ein Gemeinschaftsbüro als Option kann die Kosten für den Einzelnen reduzieren und Synergieeffekte aus beiden Kundenstämmen ermöglichen. Neben einem Unterrichtsraum ist eine kleine Bibliothek sicher eine gute Idee. Ein eigener Büroraum bietet die Möglichkeit, den administrativen und unterrichtsvorbereitenden Aufgaben nachzugehen. Und ein Gesprächsraum sollte vorhanden sein, um mit Eltern über Förderungsmöglichkeiten und Fortschritte zu reden. Auch wenn die Arbeit mit Schülern im Mittelpunkt steht, so gehören besonders die Eltern in den strategischen Fokus, schließlich zahlen sie die Nachhilfe. Qualität und Erfolge in messbarer Form von besseren Noten zahlen sich durch fortwährende Aufträge aus. Letztlich muss aber jedem angehenden Nachhilfelehrer bewusst sein, dass er gute Noten nur zum Teil mitbewirken kann: Schreiben muss der Schüler die anstehenden Klausuren noch selber! Eine ‚berufliche Erfolgsgarantie‘ kann es somit nicht geben. Neben der realen Präsenz mit Büroräumen ist die virtuelle in Form einer Homepage nicht zu vernachlässigen, denn auf diesem Wege können neue Schüler bzw. Eltern gewonnen werden, die sich online über Nachhilfemöglichkeiten gezielt informieren. Insofern ist eine gut gemachte Internetseite eine vertrauenserweckende Visitenkarte, die die eigenen Fähigkeiten, Ziele und Motive sichtbar macht.
 

Werbung in eigener Sache und attraktive Mehrwerte für Kunden

Die angesprochene Homepage sowie etwaige Geschäftsräume sind die Grundpfeiler für die eigene Sichtbarkeit bzw. Bekanntheit. Mit wachsendem Kundenstamm und Empfehlungen entstehen in der Regel durch Mund-zu-Mund Propaganda neue Kontakte. In irgendeiner Weise sollten auch möglichst positive Erfahrungsberichte eine Rolle bei der Vermarktung spielen, schließlich geben Eltern ihre Kinder ja in die Obhut von Fremden. Im Bereich der Erwachsenenbildung können solche Erfahrungsberichte als Ausweis von Erfahrung und Qualität gelesen werden. Mit kleinen Anzeigen in örtlichen Zeitungen und der Registrierung auf entsprechenden Internetportalen kann das eigene Netzwerk gezielt vergrößert werden. Eine professionelle Visitenkarte sollte immer zur Hand sein, um potenziellen Kunden die Kontaktaufnahme zu ermöglichen. Ansonsten ist der Markt für Nachhilfe nicht zuletzt durch die großen Bildungsinstitute und deren Kampfpreise inklusive ‚gute Noten Garantie‘ sehr hart umkämpft. Andererseits sind Eltern bereit, für eine nachweislich qualitativ gute Arbeit auch etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Angehende Nachhilfelehrer sollten sich überlegen, wie sie sich bewusst von der Konkurrenz abheben können, um einen greifbaren Mehrwert zu inszenieren. Eine sehr trendige Möglichkeit sind gesunde Snacks beim Unterricht (frisches Obst für die Nervenzellen) oder auch ergonomisch vorteilhafte Möbel, die der Konzentration dienlich sind. Die Konzentration kann auch durch kleinere Pausen oder ‚mentale Dehnübungen‘ hochgehalten werden. Hier liegt es ganz in der Kreativität des Nahhilfelehrers, sein Können imagewirksam nach außen zu tragen.
 

Fazit zum Thema selbstständig machen als Nachhilfelehrer

Die potenzielle Auftragslage ist sehr vielversprechend, vor allem dann, wenn sich angehende Lehramtsanwärter schon während des Studiums einen Kundenstamm und somit einen gewissen Namen erarbeiten. Mit einem Studienabschluss in der Tasche sind rein formal gute Voraussetzungen gegeben, um hohe Honorare verlangen zu können. Diese müssen sich aber letztlich auch an Lernerfolgen bzw. Noten messen lassen können. Ohne sorgfältige Vorbereitung und die Bereitschaft, sich auf jeden Schüler mit seinen individuellen Stärken und Schwächen einzulassen, kann kein nachhaltiger Erfolg entstehen. Allerdings kann dieser Weg im Rahmen der Selbstständigkeit völlig frei beschritten werden: Zwar stehen die Inhalte des Lehrplans auch auf dem Stundenplan der Nachhilfe, bei der Umsetzung des Unterrichts ist der Nachhilfelehrer jedoch völlig frei. Ein Nachteil, der konsequent bedacht werden sollte, ist, dass der Nachhilfeunterricht logischerweise oft nachmittags oder in den frühen Abendstunden und zum Teil auch am Wochenende stattfindet. Allerdings kann ein freier Tag in der Woche hier sehr schnell Abhilfe schaffen.

Aspekte und Entscheidungen für die berufliche Selbstständigkeit im Bereich Nachhilfe

  • man lernt nie aus: das Tätigkeitsfeld Nachhilfe umfasst nicht nur Schulen, auch im universitären Bereich (Erwachsenenbildung) ist Nachhilfe möglich
  • ein abgeschlossenes Studium ist kein Muss für Nachhilfelehrer, aber mit Blick auf die eigenen Qualifikationsnachweise und Verdienstmöglichkeiten ein entscheidender Faktor
  • die Basis des eigenen Verdienstes: Honorare mit Blick auf die orts- und fachüblichen Tarife berechnen
  • Gruppenunterricht als effektive Lernform anbieten, die die Preise für Kunden senkt
  • die Gewerbeanmeldung ist der erste formale Schritt in die Selbstständigkeit
  • Alternativen prüfen: auch Nachhilfeinstitute bieten Verdienstmöglichkeiten auf selbstständiger Basis, diese liegen jedoch meistens weit unter den eigenen Verdienstmöglichkeiten
  • Grundsatzentscheidung: Wo soll die Nachhilfe stattfinden? Sind Büroräume eine lohnenswerte Alternative? [reale Präsenz zeigen, wenn ein guter Standort verfügbar ist]
  • Basis für den Start: Ist schon ein eigener Kundenstamm vorhanden?
  • virtuelle Präsenz zeigen: eine keywordoptimierte Homepage kann die Auftragsakquise erleichtern und die eigenen Fähigkeiten vermarkten
  • von der Konkurrenz abheben und innovative Mehrwerte bieten: z.B. ergonomische Sitzmöglichkeiten, gesunde Snacks für das Lernklima, moderne Lehrmethoden für die Aufmerksamkeitssteigerung etc.
  • strategische Ausgangslage: Wie groß ist der Nachhilfebedarf in der Umgebung? Ist Mobilität ggf. von Nöten?
  • das Ganze im Blick haben: Schüler UND Eltern sind zu betreuen, denn letztere zahlen für die Nachhilfe [Beratung und Gesprächstermine mit Eltern gehören zum professionellen Service, der Vertrauen schafft]

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