So finanzieren Selbstständige Ihre Geschäftsidee!
Bei einer Existenzgründung ist es wichtig, frühzeitig ein durchdachtes Finanzierungskonzept zu erstellen. Abhängig von der Art des Unternehmens gibt es dafür einige wesentliche Faktoren, die der Selbstständige berücksichtigen muss. Ist die Anschaffung von Betriebsmitteln nötig? Müssen Firmenfahrzeuge geleast oder finanziert werden? Wie viel Budget sind in das Marketing zu investieren? Wann ist mit den ersten Einnahmen zu rechnen? All diese Fragen sollte der Gründer nicht nur beantworten können, sondern auch in seinem Finanzierungskonzept festhalten. Nur so minimieren Sie das Risiko, die Kosten für die Unternehmensgründung erheblich zu niedrig anzusetzen. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, was Sie in Ihrem Finanzierungsplan berücksichtigen müssen und welche finanziellen Mittel Existenzgründern und allen, die sich selbstständig machen, zur Verfügung stehen.
Das Finanzierungskonzept: Wie viel Kapital ist nötig?
Vor der Unternehmensgründung ist es elementar, sich einen Überblick zu verschaffen, wie hoch die Finanzierungssumme sein muss. In vielen Fällen unterschätzen Gründer den tatsächlichen Bedarf und setzen die Geldsumme zu niedrig an. Dieser Fehler kann nicht nur die Unternehmensgründung, sondern unter Umständen Ihre ganze Existenz bedrohen. Nur die wenigsten Existenzgründer sind in der Lage, bereits in den ersten Monaten genügend Einnahmen zu erwirtschaften. Meist vergeht mindestens ein halbes Jahr und vielfach noch mehr Zeit, bis der Betrieb rentable Gewinne verbucht. Nicht von ungefähr ergibt sich das Bild, dass die meisten Betriebe innerhalb der ersten drei Jahre scheitern. Oft ist eine zu dünne Kapitaldecke schuld. Damit das Finanzierungskonzept stimmig ist, sollten Gründer eine realistische Simulation ihres späteren Geschäftsablaufs erstellen.
Mit Blick darauf ist es nötig festzulegen, welche Kostenpositionen und Investitionen vor der Betriebseröffnung anfallen. Dafür ist der Geldbedarf für Folgendes zu berücksichtigen:
- Erstausstattung des Betriebes (Büromöbel, elektronische Geräte, Bürobedarf)
- Arbeitsmaschinen und Firmenfahrzeuge
- Miete oder Kauf von Geschäftsräumen
- Handwerker- und Dienstleisterkosten (Einrichtung von Maschinen und Geräte, Sanieren der Betriebsräume)
- Materialien für Waren
- Genehmigungen für die Betriebseröffnung, Notarkosten, Gewerbeanmeldung, anwaltliche Beratung
Da wie erwähnt nur wenige Betriebe in der Anfangsphase genügend Gewinne erwirtschaften, sollten Selbstständige als Sicherheitspuffer zusätzlich die Aufwendungen in den ersten Monaten berücksichtigen.
- Miete oder Raten für Geschäftsräume
- Miete oder Raten für Geräte, Fahrzeuge und Investitionen
- Löhne für Mitarbeiter und Geschäftsführer
- Produktionskosten (Materialien, Logistik)
- Betriebsnebenkosten (Strom, Wasser, Gas)
- Versicherungen
- Bildung von Rücklagen
- Steuervorauszahlungen
Damit das Unternehmen Kunden gewinnen und Einnahmen erzielen kann, muss der Bekanntheitsgrad gefördert werden. Dafür ist dem Selbstständigen angeraten, in ein umfassendes Marketingkonzept zu investieren. Nur so kann er die Zielgruppe erreichen, von sich überzeugen und später Gewinne verbuchen. Dafür steht es ihm frei, eine Marketingagentur zu engagieren oder sich selbst damit zu befassen. So oder so sind diese Kosten im Finanzierungskonzept zu berücksichtigen. Die Preise für eine Agentur lassen sich durch das Einholen verschiedener Angebote schnell herausfinden. Wer das Marketing selbst übernehmen möchte, sollte folgende Kosten einkalkulieren:
- Erstellung eines Logos (Stichwort: Corporate Identity)
- Aufsetzen der Webseite und Einrichten der sozialen Medien
- Druck von Flyern, Plakaten, Visitenkarten
- Inserate und Zeitungsartikel
- Aktionen (Tag der offenen Tür, Sommerfest)
Welche zusätzlichen Kosten auf Existenzgründer zukommen sowie eine genaue Erläuterung der einzelnen Punkte ist hier zu finden.
Eigenkapital und Sicherheiten
Im nächsten Schritt ist zu prüfen, ob und wie viel Eigenkapital zur Verfügung steht. Möchten Sie einen Kredit bei der Bank aufnehmen, sind eigene finanzielle Mittel wichtig, um günstigere Konditionen zu erhalten. Sofern der Betrieb nicht alleine, sondern mit anderen Gesellschaftern gegründet wird, bestimmt die Höhe des vorhandenen Eigenkapitals zudem darüber, wie viele Unternehmensanteile dem Investor zustehen und wie hoch das Mitspracherecht ist.
In den letzten Jahren war in der Gründerszene vermehrt von dem Begriff „Bootstrapping“ die Rede. Dies besagt, dass ein Unternehmen gänzlich mit eigenen finanziellen Mitteln aufgebaut wird. Der Gründer verzichtet also auf Fremdkapital durch Banken oder Investoren und nutzt die eigenen Ressourcen. Diese Finanzierungsform mag auf den ersten Blick nur Vorteile bringen, denn der Unternehmer hat das alleinige Entscheidungsrecht in seinem Betrieb und ist schuldenfrei. Allerdings ist Bootstrapping auch mit vielen Risiken verbunden, beispielsweise dann, wenn das vorhandene Eigenkapital nicht ausreicht oder ungeplante Ausgaben, wie für eine defekte Maschine, plötzlich anfallen. Steht dann nicht genügend Geld zur Verfügung, ist der Fortbestand der Firma bedroht. In vielen Fällen investiert der Unternehmer das gesamte Privatvermögen in den Betrieb, womit im Falle des Bankrotts nicht nur die Firma, sondern auch seine private Existenz auf dem Spiel steht. Aufgrund dessen sollten Sie mit spitzem Bleistift rechnen und vorausschauend handeln.
Die Finanzierung der Selbstständigkeit muss nicht komplett aus Eigenkapital bestehen. Allerdings müssen Existenzgründer häufig gegenüber einer Bank oder Investoren in der Regel bei einer Kreditaufnahme eigene finanzielle Mittel vorweisen. Sofern Sie nicht über Rücklagen verfügen, könnten Sie sich eine Lebensversicherung auszahlen lassen, Aktien, Fonds oder Güter (Fahrzeuge, Immobilien) verkaufen oder Freunde und Familie um Geld bitten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Sicherheiten, die ein Unternehmer vorweisen kann. Eine Bank verlangt in den meisten Fällen Sicherheiten, die dazu geeignet sind, bei Zahlungsunfähigkeit den gewährten Kreditbetrag zu decken. Als Sicherheiten können Sie beispielsweise Hypotheken auf Immobilien oder Bezugsrechte an Lebensversicherungen hinterlegen. Auch die Eintragung einer Bürgschaft ist eine mögliche Option. Welche Sicherheit sich am besten eignet, ist von der jeweiligen Finanzierungsform und dem Kreditgeber abhängig.
Finanzierung mit Fremdkapital
Die meisten Firmenkredite werden mit einem Mix aus Eigenkapital und Fremdkapital finanziert. Das Fremdkapital erhalten Gründer von Banken oder Investoren. Auch Crowdfunding ist in vielen Fällen eine gern genutzte Option. Im Folgenden erfahren Sie, welche Finanzierungsmöglichkeiten für die Selbstständigkeit zur Verfügung stehen:
Bankkredite
Die eigene Hausbank ist oftmals die erste Anlaufstelle, wenn es um die Finanzierung der Selbstständigkeit geht. Der Berater vor Ort kann Auskunft darüber geben, welche maximale Darlehenssumme zur Verfügung steht, wie hoch die Zinsen sind und welche Tilgung für den Kreditnehmer voraussichtlich anfällt. Häufig kommen Selbstständige, die noch keine regelmäßigen Einnahmen verbuchen können, nicht daran vorbei, Sicherheiten zu hinterlegen. Der Grund: Selbstständige stellen für Banken ein hohes Risiko für einen Zahlungsausfall dar.
Gründern ist anzuraten, nicht nur bei ihrer Hausbank einen Kredit anzufragen. Sie sollten verschiedene Anbieter miteinander vergleichen, um so das bestmögliche Angebot für die Finanzierung der Geschäftsidee zu finden. Unter Umständen lässt sich der Kredit auch mit einem Förderdarlehen kombinieren, das mitunter niedrigere Zinsen oder kundenfreundlichere Konditionen in Form von Tilgungsaufschub oder flexiblen Rückzahlungsmöglichkeiten bietet. Förderdarlehen sind bei der Hausbank zu beantragen, da diese den Antrag gegenüber der Förderbank befürworten muss.
Gründungszuschuss
Der Gründungszuschuss ist für viele ein Booster für die Selbstständigkeit. Er wird vom Arbeitsamt an Arbeitslose vergeben, die ALG I beziehen und noch für mindestens 150 Tage Anrecht auf die Zahlung haben. Der Zuschuss ist dafür da, die Arbeitslosigkeit zu beenden und den Start in eine neue Karriere zu ermöglichen. Um den Gründungszuschuss zu erhalten, muss der Antrag bei der Arbeitsagentur noch vor der Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit gestellt werden. Der Interessent muss nicht nur einen Businessplan vorweisen, sondern auch Nachweise über seine Qualifikationen bringen. Im Prinzip ist der Sachbearbeiter gezielt von der Geschäftsidee zu überzeugen, um eine Bewilligung zu erhalten. Denn der Gründerzuschuss wird nicht an jeden vergeben, die Mitarbeiter des Arbeitsamtes entscheiden im Einzelfall. Nur weil eine Person mutmaßlich alle Kriterien erfüllt, ist dies noch kein Garant dafür, dass die staatliche Unterstützung ausgezahlt. Obschon der Gründungszuschuss eine echte Hilfe für Gründungswillige darstellt, so ist der Durchführungsweg doch zweifelhaft. Wie soll ein Mitarbeiter der Arbeitsagentur beurteilen können, ob eine Geschäftsidee tragbar ist oder nicht? Das gelingt mitunter nicht einmal erfahrenen Bankern, die deutlich mehr Einblick in die Materie haben.
Tipp: Erstellen Sie die Unterlagen für den Gründungszuschuss nicht alleine, sondern holen Sie sich Unterstützung. Die Erfahrung zeigt: Je professioneller der Antrag gestaltet ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit der Bewilligung.
Finanzieren mit der Crowd
Crowdfunding bzw. Crowdlending sind Finanzierungsformen, bei der sich viele Einzelinvestoren (=Crowd) an einem Projekt beteiligen. Nicht nur ein Investor übernimmt das Risiko, das in einem geschäftlichen Vorhaben steckt. Stattdessen verteilt sich das Risiko auf viele Schultern. Das Prinzip dieser Finanzierung ist so simpel wie genial: Wenn jeder einen kleinen Teil beiträgt, entsteht ein großes Ganzes. Die Projekte werden in der Regel über das Internet präsentiert. Der Gründer stellt seine Geschäftsidee vor, hinterlegt die benötigte Finanzierungssumme und den Zeitraum, bis wann er das Geld benötigt. Ist ein Investor von der Idee angetan, kann er sich finanziell an dem Projekt beteiligen. Doch nicht immer ist der Geldgeber durch seinen Anteil aktiv in das Geschäft integriert. Die Crowd-Finanzierung unterteilt sich in vier verschiedene Modelle, abhängig davon, welche Gegenleistung der Geldgeber für die Investition erhält:
- Beim klassischen Crowdfunding erhält der Investor eine Gegenleistung in Form eines Sachgeschenks. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um das mit dem Geld erzeugte Produkt.
- Beim Crowdinvesting fungiert der Geldgeber als Mikro-Investor und ist finanziell an dem Projekt beteiligt.
- Das Crowdfunding auf Spendenbasis kommt in der Regel bei gemeinnützigen Organisationen zum Tragen. Der Geldgeber erhält grundsätzlich keine Gegenleistung für sein finanzielles Engagement. Manche Unternehmen erstellen eine Dankesurkunde oder versenden ein kleines Dankesgeschenk.
- Das Crowdlending ist eine Alternative zu einem klassischen Bankkredit. Der Gründer erhält von der Crowd ein Darlehen, mit einer festen Laufzeit und einem vereinbarten Zins.
Investments der Business Angels und Venture Capitalists
Bei dieser Finanzierungsform sucht sich der Gründer ganz konkret einen oder mehrere Investoren für seine Geschäftsidee. Diese fungieren als Geldgeber und sind im Gegenzug an den Gewinnen des Unternehmens beteiligt. Ein für Start-ups klassisches Beispiel hierfür ist die Organisation „Business Angels“. Private Personen mit Kapital und Business-Know-how geben dem Gründer Geld und unterstützen ihn zusätzlich mit ihrem Fachwissen. Der Selbstständige profitiert dadurch nicht nur von den finanziellen Mitteln, sondern auch von den Erfahrungswerten und den Geschäftsbeziehungen seines Investors. Bei Business Angels beteiligen sich die Geldgeber in der Regel mit Summen ab 50.000 Euro, wobei es in Abhängigkeit vom Geschäftsmodell durchaus auch in die Millionen gehen kann.
Der Nachteil dieser Finanzierungsform ist, dass der Gründer nicht die alleinige Befugnis über sein Unternehmen behält. Die Investoren erhalten meist ein hohes Mitspracherecht bei der Unternehmensführung und können sogar ihre Anteile verkaufen, um in neue Projekte zu investieren. Das bedeutet, dass ein Fremder Investor einsteigt und plötzlich das Sagen hat. Darüber sollten Sie sich bewusst sein, wenn Sie Firmenanteile abtreten.
Eine ähnliche Finanzierungsform ist Venture Capital, was sich mit „Wagniskapital“ übersetzen lässt. Einerseits gibt es Fonds, die als eine Art Entwicklungshilfe in risikoreiche Geschäftsideen investieren. Abgeleitet vom Begriff Venture Capital gibt es private Venture Capitalists, die ihr privates Geld als Wagniskapital einbringen. Im Vergleich zu den Business Angels handelt es sich beim Venture Capital oft um Summen, die im Durchschnitt noch ein Stück höher liegen.
Fördermittel
Im Regelfall ist es nicht möglich, mit Fördermitteln eine Selbstständigkeit zu finanzieren. Zuschüsse und Förderkredite stellen so gut wie immer nur einen Teil der Gesamtfinanzierung dar. Ein Grund ist, dass viele Zuschussprogramme die Höhe des Zuschusses an der Höhe der Eigenleistung festmachen. Sie sollten sich von dem Gedanken verabschieden, dass der Staat Ihnen das Risiko Ihrer Selbstständigkeit abnimmt. Wenn Sie eine Existenz gründen wollen, müssen Sie das Vorhaben so gut vorbereiten, dass sie bereit sind, die Risiken im Notfall auch alleine zu tragen. Sind Sie von Ihrem Geschäftskonzept nicht überzeugt, wird es sich als so gut wie unmöglich erweisen, eine staatliche Stelle davon zu überzeugen, sie zu finanzieren.
Dennoch: Staatliche Zuschüsse und Kredite können den Bedarf an Fremdkapital mindern und vor allem in der Anfangsphase eine finanzielle Stütze sein. Es gibt in Deutschland eine Vielzahl von Fördermitteln, die Gründern bei der Realisierung ihrer Geschäftsidee helfen.
Jeder Zuschuss und fast jeder Kredit ist an Bedingungen geknüpft, die Sie erfüllen müssen. Tun Sie das nicht, kann der Fördergeber das Geld zurückverlangen. Eine Bedingung ist zum Beispiel, dass Sie nachweisen müssen, wofür Sie das Geld vom Staat verwendet haben. Manche Förderstellen verlangen Rechnungen im Original sowie die Vorlage der originalen Kontoauszüge. Falls Sie mehr über das Thema Fördermittel und Zuschüsse erfahren möchten, finden Sie hier weitere Informationen.
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