Selbstständig machen als Bodengutachter

Ein selbstständiger Bodengutachter kommt ins Spiel, noch bevor der erste Stein bzw. das Fundament eines Hauses verlegt wird: Ein Boden- oder Baugrundgutachten ist die Voraussetzung, um die Risiken beim Hausbau zu minimieren. Angesichts der Notwendigkeit von Bodengutachten und der steigenden Bautätigkeit auch aufgrund staatlicher Investitionen stellt sich die Geschäftsidee ‚selbstständig machen als Bodengutachter‘ äußerst vielversprechend dar. Aber wer kann sich mit Bodengutachten überhaupt selbstständig machen? Welche Voraussetzungen sind zu erfüllen und welche Maßnahmen sind für den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit erforderlich? Dieser Beitrag wird alle relevanten Faktoren beleuchten.
 

Was ist ein Bodengutachten?

Mit einem Boden- bzw. Baugrundachten können Hausbauer feststellen, ob sich das Grundstück für die anvisierte Baupläne eignet und welche Beschaffenheit der Untergrund aufweist. Altlasten lassen sich durch eine Analyse im Rahmen des Bodengutachtens ausschließen.
 

Was macht ein Bodengutachter?

Ein Bodengutachter führt an unterschiedlichen Stellen des Grundstücks Bohrungen in einer Tiefe von bis zu 6 Metern durch. Er bestimmt so die Beschaffenheit des Untergrunds mit einer Bodenklasse und schickt Proben zur Analyse ins Labor. Mit einem schriftlichen Gutachten fasst der Sachverständige alle Ergebnisse zusammen, die dann der Vorbereitung für den Hausbau dienen.
 

Das Wichtigste in Kürze zur Existenzgründung als Bodengutachter:

  • Wer sich als Bodengutachter selbstständig machen möchte, braucht eine fachlich fundierte Expertise (z. B. eine Ausbildung zum Geotechniker).
  • Für diese Geschäftsidee ist mit einer hohen Nachfrage zu rechnen, da Bodengutachten seit 2008 verpflichtend beim Hausbau sind.
  • Im Zuge einer Einzelfallprüfung ist festzustellen, ob der Bodengutachter ein Gewerbe anmelden muss oder als Freiberufler gilt. Der eigene Qualifikationshintergrund spielt mit Blick auf § 18 EstG eine entscheidende Rolle.
  • Durch Kooperationen mit Baufirmen und einen reichweitenstarken Internetauftritt können selbstständige Bodengutachter an Aufträge kommen. Um Scheinselbstständigkeit zu vermeiden, muss Weisungsgebundenheit ausgeschlossen werden!


Voraussetzungen, um sich als Bodengutachter selbstständig zu machen?

Für die selbstständige Tätigkeit als Bodengutachter ist eine hohe fachliche Expertise notwendig, damit die erstellten Gutachten eine hohe Belastbarkeit haben. Die meisten Bodengutachter weisen eine wissenschaftliche Ausbildung in den Bereichen Geotechnik, Bauingenieurswesen oder als Geologie auf. Insofern sind Bodengutachten eine lukrative Geschäftsidee für Geotechniker, Bauingenieure oder Geologen, die sich selbstständig machen wollen. Beim zuständigen Sachverständigenfachverband können sich Bodengutachter fortbilden und eine für das Marketing wertvolle Zertifizierung erwirken. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Erstellung und Inhalte der Gutachten sind dem Bundesbodenschutzgesetz und der Verbringungsordnung für Bauleistungen zu entnehmen.
 

Bodengutachter: Gewerbe anmelden oder freier Beruf?

Beim Bodengutachter handelt es sich um einen Sachverständigen: Bei diesem Berufszweig ist eine eindeutig Unterscheidung zwischen Gewerbe und freiberuflicher Tätigkeit nicht möglich. Es gibt zahlreiche Gerichtsurteile zu diesem Thema, die nicht immer in die gleiche Richtung gehen. Daher muss ist immer eine Einzelfallprüfung erforderlich!

Wer eine wissenschaftliche, ingenieursähnliche Ausbildung vorweisen kann, wird ggf. beim zuständigen Finanzamt eine Anerkennung als Freiberufler erwirken können. Entscheidend ist ein Blick in § 18 des Einkommenssteuergesetzes: Dort werden freiberufliche Tätigkeiten bzw. katalogähnliche Berufe ausgelistet. Explizit werden Bodengutachter bzw. Sachverständige dort nicht erwähnt, es lässt sich aber durchaus eine Nähe zu Ingenieurswissenschaften herstellen. Im Einzelfall kommt es bei der Prüfung auf den eigenen Qualifikationshintergrund an. Auch das Gespräch mit dem örtlichen Gewerbeamt kann im Sinne der eigenen Planungssicherheit schnell zu einer belastbaren Perspektive führen. Wer als freiberuflicher Bodengutachter anerkannt werden will, muss in jedem Fall alle Leistungen selbst erbringen.
 

Ausgangsanalyse: Warum selbstständig machen als Bodengutachter?

Wenn wir die wichtige Nachfrage für diese Geschäftsidee in den Fokus rücken, stellt sich sofort zu Beginn die entscheidende Frage ‚Wann ist ein Bodengutachten notwendig?‘. Die Antwort ist sehr positiv für die Selbstständigkeit als Bodengutachter zu sehen. Seit 2008 sind Bodengutachten in Deutschland verpflichtend, damit sich Bauherren vor möglichen Risiken schützen können. Es wird also automatisch eine hohe Nachfrage für Bodengutachten geben. Sachverständige müssen sich ‚nur‘ noch sichtbar und reichweitenstark positionieren, wozu sicherlich auch Kooperationen mit Baufirmen prüfenswert sind. Die Rahmenbedingungen sind mit Blick auf eine denkbare Scheinselbstständigkeit aber so zu gestalten, dass Bodengutachter als eigenständige Unternehmer agieren.

Viele Hausanbieter verkaufen Kunden automatisch ein Bodengutachten im kalkulierten Gesamtpreis. Insofern dürfen selbstständige Bodengutachter auf eine gute Auftragslage hoffen, da in den kommenden Jahren mit einer starken Bautätigkeit zu rechnen ist. Interessant zu wissen in diesem Kontext ist übrigens, dass der Bundesgerichtshof (BGH) in einem Urteil die Bodenverhältnisse auf einem Grundstück mit Blick auf § 644 BGB als gelieferte Baustoffe sieht, für die der Bauherr die Verantwortung trägt. Daher ist ein Bodengutachten als Risikominimierung und zur Vermeidung von Zusatzkosten zu sehen.
 

Gute Verkaufsargumente: Ein Bodengutachter bringt Klarheit

Die Frage ist nicht, ob Bauherren ein solches Gutachten erstellen lassen, sondern von wem. Mit Blick auf die Kundengewinnung sollten die Vorteile eines Bodengutachtens in den Fokus rücken, sodass es als sinnvolle Investition und vor allem Risikominimierung erscheint (und nicht als lästiger Anteil bei den Baunebenkosten). Mit einem Baugrundgutachten lässt sich die Tragfähigkeit des Grundes einschätzen. Es zeigt sich, wie der Untergrund zusammengesetzt ist und welche Bodenklasse vorliegt. Ferner lässt das Bodengutachten Aussagen darüber zu, ob drückendes Grundwasser zu einem Problem werden kann bzw. welche Maßnahmen bereits beim Ausheben der Baugrube erforderlich sind.
 

Baugewerbe in Deutschland: Analyse der Rahmenbedingungen

Das Baugewerbe, das für Bodengutachter das unmittelbare Handlungsumfeld ist, erweist sich in den letzten Jahren auch trotz Corona-Krise als sehr wachstumsstark. Immer noch ist der Hausbau ein wichtiges Ziel im Leben vieler Menschen. Mit einem Bauvolumen von mehr als 400 Milliarden Euro macht dieser Wirtschaftsbereich gut 6 % des gesamten Bruttoinlandsproduktes in Deutschland aus. Durch Investitionen in den Wohnungsbau und historisch niedrige Zinsen ist auch in den kommenden Jahren mit einem anhaltenden Bauboom zu rechnen, sodass Bodengutachter mit gefüllten Auftragsbüchern rechnen können.
 

Nachfrageanalyse: Hausbau in Deutschland

2020 und 2021 lag die Anzahl der Personen, die in den kommenden Jahren ein Haus bauen wollen, deutlich über 1 Million. Insgesamt präsentiert sich dieser Wert seit Jahren sehr stabil, da günstige Zinsen die Konditionen für den Hausbau langfristig attraktiv erscheinen lassen. Insofern ist von der privaten, gewerblichen und staatlichen Seite als Bodengutachter mit einer belastbaren Nachfrage zu rechnen.
 

Businessplan: Wie selbstständig machen als Bodengutachter?

Grundsätzlich haben selbstständige Bodengutachter (Geotechniker, Geologen oder Ingenieure) den Vorteil, nicht auf einen begrenzten Standort bzw. Aktionsradius angewiesen zu sein. In Ballungsräumen steht in einem Umkreis von 100 Kilometern eine potenziell hohe Nachfrage offen. Auch wenn der Standort bei dieser Geschäftsidee keine wirklich begrenzende Rolle spielt, sollten sich angehende Bodengutachter Gedanken über den Aktionsradius machen. Bis zu welcher Entfernung sollen Bodengutachten angeboten werden? Diese Ausrichtung ist nicht nur für die Zielgenauigkeit des Marketings notwendig, sondern auch um Kooperationspartner wie Baufirmen für sich gewinnen zu können. Ist der Aktionsradius festgelegt, sollte die Nachfrage analysiert werden. Das kann z. B. mit verfügbaren Grundstücken oder gestellten Bauanträgen gelingen, da beide Variablen die Potenziale dieser selbstständigen Sachverständigentätigkeit erkennen lassen.
 

‚Nachgebohrt‘: Marketing als Bodengutachter

Der Vorteil beim Marketing als Bodengutachter ist, dass Kunden nicht großartig überzeugt werden müssen: Ein Bodengutachten ist schließlich gesetzlich vorgesehen. Aufträge werden in großer Zahl also automatisch aufkommen. Um für diese aber letztlich den Zuschlag zu bekommen, müssen selbstständige Bodengutachter sehr präsent sein, ein Netzwerk aufbauen und sich als gefragte Experten profilieren.
 

Den eigenen Expertenstatus reichweitenstark vermarkten

Eine suchmaschinenoptimierte Homepage ist das Mittel der Wahl, um sich reichweitenstark zu vermarkten. Wenn potenzielle Kunden nach einem Bodengutachter in XX googeln, sollte das eigene Angebot möglichst weit oben erscheinen. Zertifizierungen und der Verweis auf die eigene Qualifikation als Geotechniker etc. können vertrauensförderlich wirken. Ein ganzheitlicher Service durch die Zusammenarbeit mit der beteiligten Baufirma kann ein weitere Mehrwert aus Kundensicht sein. In dieser Hinsicht sind Kooperationen mit Baufirmen im Aktionsradius zu prüfen. Nicht selten vermitteln diese Firmen Kunden einen Bodengutachter. Daher sollten selbstständige Baugrundgutachter an dieser wichtigen Geschäftsquelle ansetzen. Durch einen Fachblog können Bodengutachter den wichtigen Expertenstatus vertiefen. Schließlich spielt die Aussagekraft des Gutachtens für das spätere Haus eine Schlüsselrolle!
 

Kunden über Suchanfragen gewinnen

Wie viel kostet ein Bodengutachten? Über solche häufigen Suchanfragen können selbstständige Bodengutachter gezielt an Kunden gelangen, indem sie ihnen aussagekräftige Informationen neben der Möglichkeit der Kontaktaufnahme präsentieren. Die Kosten für ein Bodengutachten für ein durchschnittliches Einfamilienhaus bewegen sich je nach Grundstücksgröße meistens zwischen 500 und 1.500 Euro. Diese Spanne gibt der Verband privater Bauherren an, sie kann somit als aussagekräftig gelten. Diese Kosten mögen auf den ersten Blick hoch erscheinen. Sie stehen aber in keiner Relation zu etwaigen Mehr- bzw. Unkosten, die durch einen nicht geeigneten Grund entstünden.
 

Strategische Ausrichtung jenseits des Hausbaus

Bodengutachter müssen sich nicht nur auf den Hausbau ausrichten, auch wenn diese Geschäftsoption durch die skizzierten Bedingungen naheliegend ist. Denkbar ist es auch, sich auf Privatkunden auszurichten, die ihr Grundstück untersuchen lassen, weil sie Altlasten fürchten und z. B. den Außenbereich bedenkenlos nutzen wollen. Je nach Aktionsradius und Ergebnissen der Standortanalyse kann es Sinn machen, nicht nur Hausbauer anzusprechen und das Leistungsspektrum auf die Wünsche dieser Zielgruppe abzustimmen. Zu denken ist etwa auch an den Grundstückskauf für die landwirtschaftliche Nutzung oder die Tierhaltung.

Natürlich ist mit dem entsprechenden Qualifikationshintergrund auch an eine individuelle Kundenberatung mit Blick auf die Ergebnisse des Gutachtens zu denken, nach dem Motto: Auf diesem Boden können Pläne in dieser Form gebaut werden, der auch nicht. Neben dem Hausbau können Bodengutachter so für ein zweites Standbein sorgen, um die Nachfrage ganzjährig hochzuhalten. Bei einem strengen Winter ist mit leichten saisonalen Schwankungen zu rechnen, die insgesamt aber nicht allzu stark ins Gewicht fallen sollten.
 

Wie viel verdient man als Bodengutachter?

Diese Frage können Bodengutachten anhand orts- und branchenüblicher Honorare selber möglichst konkret beantworten. Pro Monat ist die Zahl angenommener Bodengutachten mit einem Durchschnittswert zu multiplizieren. Geht der Bodengutachter davon aus, 10 Gutachten à 1.000 Euro zu schaffen, würde dies im Ergebnis 10.000 Euro Umsatz bedeuten. Hiervon sind natürlich sämtliche Kosten für die Technik und den Transport sowie die eigene Absicherung (Krankenversicherung, Altersvorsorge etc.) abzuziehen. Da es sich insgesamt um eine recht schlanke Kostenstruktur handelt, können selbstständige Bodengutachter mit einem überdurchschnittlichen Verdienst rechnen (zumal 10 Gutachten pro Monat eine recht konservative Schätzung sein dürften).
 

Welche Versicherungen braucht ein Bodengutachter?

Grundsätzlich erscheint eine Berufshaftpflichtversicherung dringend geboten, da Bodengutachter natürlich auch folgenschwere Fehler begehen können. Erweist sich ein Gutachten als falsch und kommt es zu Schadensersatzforderungen, schützt eine solche Versicherung vor dem finanziellen Ruin, da schnell sehr hohe Summen im Raum stehen.

Abgesehen davon setzt die Arbeit eine gewisse Körperlichkeit voraus. Bodengutachter sollten sich überlegen, wie sie ihre Arbeitskraft absichern können. Im Krankheitsfall kann Krankentagegeld ein wichtiger Baustein für die persönliche Absicherung sein. Durch den Status der Selbstständigkeit bietet sich die Möglichkeit, in die private Krankenversicherung zu wechseln und sich einen maßgeschneiderten Tarif zusammenzustellen. Das Krankentagegeld wird dann einer von vielen Bausteinen sein.
 

Zusammenfassung:

  1. Warum selbstständig machen als Bodengutachter?
    Weil es sich beim Baugewerbe um einen sehr starken Wirtschaftszweig in Deutschland handelt und Bodengutachten seit 2008 gesetzlich vorgeschrieben sind. Das spricht für eine hohe Nachfrage angesichts einer hohen Bautätigkeit.

  2. Wer kann sich als Bodengutachter selbstständig machen?
    Um sich als Bodengutachter selbstständig machen zu können, sind eine fundierte Fachexpertise sowie eine Weiterbildung erforderlich. Typischerweise stellen Geotechniker, Geologen oder Ingenieure Baugutachten aus. Durch die Mitgliedschaft im Fachverband für Sachverständige und eine Zertifizierung kann die Kundengewinnung mit hohen Qualitätsstandards leichter werden.

  3. Wie viel verdient man als Bodengutachter?
    Die Höhe des Verdienstes als Bodengutachter hängt unmittelbar von der Auslastung und den Kosten für das Gutachten ab. Im Schnitt kostet ein Bodengutachten 1.000 Euro, sodass selbst im Falle nur weniger Aufträge im Monat mit recht hohen Einnahmen zu rechnen ist. Falls es sich um einen Ein-Mann-Betrieb handelt, sorgt eine schlanke Kostenstruktur für die Maximierung des Gewinns.

Das ändert sich bei Ihrer Krankenversicherung, wenn Sie selbstständig sind

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