Selbstständig machen mit einem Kiosk
Wer sich mit einem Kiosk (auch Trinkhalle, Selterbude oder Büdchen genannt) selbstständig machen möchte, betreibt im Grunde genommen einen kleinen Einzelhandelsladen mit begrenztem Angebotsspektrum. Generell handelt es sich um eine chancenreiche Möglichkeit, den beruflichen Werdegang selbstbestimmt in die Hände zu nehmen. Um aber von Beginn an die Weichen wirklich auf Erfolg zu stellen, sind einige erfolgskritische Aspekte zu beachten. Diese sollen hier in praxisorientierter Form vorgestellt werden. Darüber hinaus sollen wesentliche formale Anforderungen für den Weg in die Selbstständigkeit mit einem Kiosk skizziert werden. Generell sind die heutigen Erfolgsaussichten geringer als noch vor wenigen Jahren, da das Netz an Supermärkten und Discountern immer engmaschiger geworden ist. Eine weitere Gefahr für den Erfolg eines Kiosks sind die ausgedehnten Öffnungszeiten, die diese Einkaufsalternative als weniger gefragt erscheinen lassen. Hinzu kommt, dass man in vielen Tankstellen rund um die Uhr ebenfalls alle wichtigen Dinge des täglichen Lebens kaufen kann. Dies zeigt eindringlich, welche wichtige Rolle der Standort und die Konkurrenzsituation für einen verkaufsstarken Kiosk einnehmen.
Existenzgründung bedacht angehen: Die Auswahl des Standortes erweist sich als zentraler Erfolgsfaktor
Früher haben Kunden am Kiosk oft bestimmte Lebens- oder Genussmittel gekauft, weil Supermärkte nicht so lange geöffnet waren bzw. der nächste Discounter nicht unbedingt direkt um die Wege gelegen war. Insofern ist ein Kiosk jeden Tag auf Laufkundschaft angewiesen, die für ausreichende Umsätze sorgt. Die Lage sollte also wohl bedacht bzw. mit Hilfe einer Standortanalyse strategisch bedacht werden. In einem eng besiedelten Wohngebiet kann die Nachfrage ebenso hoch sein wie in einem Industriegebiet, in dem viele Firmen anwesend sind. Auch auf dem Land kann ein Kiosk Gewinn abwerfen, wenn er konkurrenzlos ist und somit zu einer beliebten Anlauf- bzw. Einkaufsstelle wird. Auch eine verkehrsgünstige Lage ist vielversprechend, wenn etwa viele Pendler auf dem Weg zur Arbeit noch für die Tageszeitung, einen Kaffee, Zigaretten oder Brötchen halten. Abgelegene und schlecht erreichbare Orte eignen sich demnach nicht, um einen Kiosk auf eine solide Basis zu stellen. Insofern können auch höhere Miet- oder ggf. Kaufpreise gerechtfertigt sein, wenn ein guter Standort auf lange Sicht gesehen höhere Umsätze in Aussicht stellt.
Ganzheitlich denken für den Erfolg: Die kaufmännische Seite nicht unterschätzen
Für viele ist es ein selbstverwirklichender Traum, sich mit einem Kiosk selbstständig zu machen und jeden Tag zufriedene Kunden bedienen zu dürfen. Doch hinter der sicherlich hilfreichen Begeisterung dürfen die nackten Zahlen nie zu kurz kommen. Es gilt, von Beginn an alle Kosten im Blick zu haben und wirtschaftlich bzw. gewinnorientiert zu handeln. Die erwirtschafteten Gewinne werden um die Einkommenssteuer und die Gewerbesteuer gemindert und sofern zum Start nicht die Kleinunternehmerregelung gewählt wird, ist auch regelmäßig Umsatzsteuer abzuführen. Es handelt sich allesamt um Kostenfaktoren, die in die Verkaufspreise eingerechnet werden müssen. Letztlich muss jedes verkaufte Produkt eine zufriedenstellende Gewinnmarge ermöglichen, die einen Verbleib im Sortiment rechtfertigt. Produkte mit nur geringer Gewinnmarge können aber durchaus einen Sinn haben, wenn sie Kunden anlocken. Wer z.B. einen Kaffee für 80 Cent kauft, wird unter Umständen noch den einen oder anderen Snack mitnehmen. Die Buchhaltung sollte von Anfang an im Griff gehalten und alle Verkaufspreise sinnvoll kalkuliert werden. Natürlich sollten Kioskbesitzer schon bei den Einkaufspreisen den Rotstift ansetzen und bestmögliche Konditionen nutzen. Die Endpreise müssen letztlich ein guter Kompromiss zwischen der Gewinnmarge und dem sein, was Kunden zu zahlen bereit sind. Auch wenn Kunden bei einem Kiosk tendenziell tiefer in die Tasche greifen werden, so müssen die Preise dennoch grundsätzlich konkurrenzfähig sein.
Die Ausstattung bzw. anfängliche Investitionskosten
Natürlich kommt der Innen- und Außenwirkung eine zentrale Bedeutung zu wenn es darum geht, Kunden anzulocken. Eine gepflegte Außenfassade mit ansprechender Werbung erscheint ebenso wichtig wie ein sauberes und geordnetes Inneres. Dies ist vor allem wichtig, sofern frische Lebensmittel wie belegte Brötchen verkauft werden sollen. Hier kann es Existenzgründern eine große Hilfe sein, sich in die Lage der Kunden zu versetzen und aus deren Perspektive Entscheidungen zu treffen. Sofern ein Kiosk neu hochgezogen wird, sind beträchtliche Investitionskosten für die Renovierung und Ausstattung einzukalkulieren. Konkret sollte dies in einem professionellen Businessplan geschehen, mit dem sich externe Kapitalgeber mit ins Boot hohen lassen. Im Falle eines Kiosks können gewisse Einrichtungsgegenstände aber auch ‚gratis‘ erworben werden, wenn der Betreiber ein gewisses Verhandlungsgeschick mitbringt und sich mit Vertrieblern auseinandersetzt. Denkbar wäre es etwa, dass ein Kühlschrank gestellt wird, wenn eine gewisse Getränkesorte dauerhaft verkauft wird. In dieser Hinsicht gilt es schon vor der Eröffnung alle Möglichkeiten zu prüfen, um die Kosten so gering wie möglich zu halten.
Alternativen prüfen: Übernahme eines vorhandenen Kiosks
Wer nicht bei null anfangen möchte, kann auch einen bestehenden Kiosk übernehmen und so direkt losstarten. Ein Blick in die Bücher sollte offenbaren, wie profitabel der Standort ist. Selbstverständlich sollte hinterfragt werden, aus welchen Gründen der Kiosk aufgegeben wird. Natürlich entstehen durch die Übernahme eines vorhandenen Kiosks auch Kosten, letztlich ist aber sofort mit zufriedenstellenden Umsätzen zu rechnen. Allerdings wird sich erst zeigen, wie viele Kunden auch dem neuen Besitzer treu bleiben. Hier heißt es, in Sachen Preis- und Angebotsanpassungen sehr vorsichtig zu agieren, um nicht sofort ein großen Teil der so wichtigen Stammkundschaft zu vertreiben.
Das Angebot bestimmen: Was soll verkauft werden?
Traditionell werden in einem Kiosk Tabakwaren, Zeitschriften, Snacks, Süßwaren und Alkoholika verkauft. Auch Kaffee und Brötchen gehören mittlerweile fast zum Standard. In vielen Kiosken allerdings herrscht ein sichtliches Chaos, da neben Tunfischbrötchen auch Parfüme und Kinderspielzeug verkauft werden. Insofern sollte von Beginn an klar entschieden werden, was für die anvisierte Zielgruppe sinnvoll ist und was ansprechende Gewinnmargen ermöglicht. Letztlich muss auch der Arbeitsaufwand nachhaltig bedacht werden: Wer frische Lebensmittel verkauft, muss die hohen Hygienestandards beachten. Insofern sollte das Angebotsspektrum für beide Seiten einen Mehrwert darstellen. Dabei kann es durchaus Sinn machen, sich durch ein besonderes Angebot ins Gespräch zu bringen und sich von der Konkurrenz abzuheben. Allerdings sollte das Angebot nicht willkürlich wirken. Verkauft werden sollte nur, was Kunden wirklich wollen bzw. brauchen.
Im Idealfall wird der Kiosk zur Anlaufstelle im Alltag mit Mehrwert
Verstehen Kioskbesitzer dies wörtlich, so sollten sie nach Mehrwerten suchen, die Kunden anlocken. Neben schon besagtem Kaffee kann es sehr sinnvoll sein, einen integrierten Paketshop zu eröffnen, um eine wahrhafte Anlaufstelle für Kunden zu werden. Wer Pakete abholt oder verschickt, wird mit Sicherheit das eine oder andere kaufen. Und die Paketdienste an sich stellen unabhängig vom eigenen Angebot eine Einnahmequelle dar, ohne dass die eigenen Entscheidungsfreiheiten eingeschränkt werden, wie es etwa bei einem recht kostenintensiven Franchisesystem der Fall wäre.
Formale Aspekte im Zuge der Eröffnung eines Kiosks
Der angesprochene Businessplan hilft dabei, das Geschäft ganzheitlich strategisch auf einer Linie auszurichten und den Finanzbedarf zu klären. Ohne einen sorgfältig ausgearbeiteten Businessplan dürfte es schwierig werden, z.B. bei einer Bank einen Kredit zu erhalten (daher sollten Existenzgründer generell auch andere Finanzierungsmöglichkeiten ausschöpfen). Wer einen Kiosk eröffnen will, muss ein Gewerbe anmelden, da ein Handel betrieben wird, der dauerhaft auf Gewinn ausgerichtet ist. Je nach Produktspektrum können Kioskbesitzer mit weiteren Auflagen versehen werden. Soll Alkohol verkauft bzw. ausgeschenkt werden, so kommt eine entsprechende Lizenz in Betracht (vor allem wenn es im Inneren oder auch im Außenbereich Sitzplätze gibt). Sobald frische Lebensmittel verkauft werden, müssen entsprechende Hygienebestimmungen beachtet bzw. Kenntnisse nachgewiesen werden (im Grunde handelt es sich dann ja um ein Gastronomiegewerbe). Ab einer bestimmten Größe kann es auch erforderlich sein, sanitäre Einrichtungen anzubieten. Existenzgründer müssen bei der Gewerbeanmeldung ohnehin detaillierte Angaben zum Leistungsspektrum machen. Hieraus können sich dann weitere Nachweispflichten ergeben.
Krankenversicherung als Kioskbesitzer: gesetzlich oder privat?
Im Zuge der neuen Selbstständigkeit als Betreiber eines Kiosk entfällt für Sie automatisch die Versicherungspflicht in Ihrer gesetzlichen Krankenversicherung. Wurden bisher über ein Angestelltenverhältnis die Beiträge zur Hälfte vom Arbeitgeber mitgetragen, so muss man nun für die vollen Beiträge selbst aufkommen. Diese richten sich nach dem Einkommen und werden jährlich neu festgesetzt. Sie haben jedoch auch die Möglichkeit, in die kostengünstige Private Krankenversicherung zu wechseln. Die Beiträge sind hier nicht vom Einkommen abhängig und in vielen Fällen sogar günstiger, als die der GKV. Tipp: Vergleichen Sie im Vorfeld Ihrer Entscheidung die günstigsten Anbieter >>>
Praxistipps für die erfolgreiche Selbstständigkeit mit einem Kiosk in der Zusammenfassung:
- Der Standort erweist sich als zentraler Erfolgsfaktor für eine nachhaltige Geschäftsentwicklung eines Kiosks
- Verkaufsmodell ‚Kiosk‘ im Wandel der Zeit: omnipräsente Discounter, lange Öffnungszeiten und durchgehend geöffnete Tankstellen mit integriertem Shop sind die modernen Bedrohungen für einen Kiosk
- Das Angebot sollte auf die Kundenbedürfnisse zugeschnitten sein und nicht willkürlich wirken
- Die Verkaufspreise sollten attraktive Gewinnmargen ermöglichen und aus Kundensicht akzeptabel sein
- Zur Optimierung der Kostenstruktur sollten schon beim Einkauf der Waren die besten Konditionen genutzt werden
- Für die Renovierung/Ausstattung können hohe Kosten anfallen. Wer wenig Eigenkapital mitbringt, muss externe Geldgeber mit einem stichhaltigen Businessplan überzeugen und ggf. alternative Finanzierungsformen prüfen
- Vor der eigentlichen Kioskeröffnung ist ein Gewerbe anzumelden. Je nach Angebot können weitere Auflagen erforderlich sein (Hygieneregeln, Ausschanklizenz, bauliche Voraussetzungen etc.)
- Durch Mehrwerte aus Kundensicht wie eine integrierte Paketannahmestelle kann der Kiosk dauerhaft zu einer Anlaufstelle werden
Das ändert sich bei Ihrer Krankenversicherung, wenn Sie selbstständig sind
Als Selbstständige/r oder Freiberufler/in sind Sie nicht mehr automatisch in der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) pflichtversichert. Sie müssen sich nun aktiv für eine Form der Krankenversicherung entscheiden. Die Beitragshöhe in der GKV orientiert sich am Einkommen. Die Kosten für Selbstständige betragen in diesem Jahr zwischen ...
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