Selbstständig machen als Kraftfahrer

Die Selbstständigkeit ist in beruflicher Hinsicht für Kraftfahrer eine Option, um das Steuer buchstäblich "in die eigene Hand" zu nehmen. Mit der Existenzgründung aus der Arbeitslosigkeit bzw. einer einengenden Anstellung heraus ergibt sich die Möglichkeit, neue Lebenswege zu erFAHRen. Allerdings sollte von Vorneherein Klarheit darüber herrschen, dass es letztlich am Ende des Tages darum gehen muss, Kunden zu gewinnen, um Geld zu verdienen. Der Markt im Transportbereich ist hart umkämpft und einem erheblichen Preisdruck ausgesetzt. Dennoch stehen die beruflichen Perspektiven langfristig sehr gut, denn wachsende Weltmärkte und ein immer stärker werdender Onlinemarkt werden auch in Zukunft dazu beitragen, dass täglich Millionen von Gütern bewegt werden müssen. Bevor es zu Details rund um Kosten und rechtliche Tipps geht, sollten Interessenten schon an dieser Stelle einen Blick in den 'Rückspiegel' werfen, um ihre Persönlichkeit und Disziplin zu hinterfragen. Sich als Kraftfahrer selbstständig machen bedeutet mitunter, 12 bis 16 Stunden täglich arbeiten zu müssen, oftmals auch jenseits der deutschen Landesgrenze. Den Lebensunterhalt kann eine Selbstständigkeit in diesem Bereich allemal sichern, aber auch soft facts wie die eigene Gesundheit (Belastbarkeit) und die Familiensituation sind gut und ehrlich zu beleuchten. Steht die Entscheidung mit Entschlossenheit fest, gilt es, den ersten Gang einzulegen.

Ein Gang folgt auf den anderen:
Rechtliche und wirtschaftliche Voraussetzungen prüfen

Zu Beginn gilt es, die anfallenden Kosten für den Lebensunterhalt und die Selbstständigkeit zu betrachten, wobei der Bundesverband der Transportunternehmen (BVT) eine diesbezügliche Zeitspanne von 6 Monaten vorschlägt. So kann jeder Existenzgründer abschätzen, in welchem Zusammenhang Ausgaben und Einnahmen stehen. Nicht kalkulierbar ist natürlich das unternehmerische Risiko, das jeder selbstständige Kraftfahrer trägt: Können keine Kunden bzw. (Folge)aufträge gewonnen werden, so fallen auch Einnahmen weg. Insofern ist es ratsam, aus bestehenden Kundenkontakten heraus zu handeln, sofern dies möglich ist. Durch Kooperationen mit großen Transport- bzw. Logistikunternehmen ist es möglich, auf ein breites Kundennetz zurückzugreifen, sodass das Auftragsbuch gut gefüllt sein sollte. Die generelle Selbstständigkeit muss dabei nicht verloren gehen, wenn der Kraftfahrer nicht weisungsgebunden ist (also selbstständige Entscheidungen trifft). Kunden gewinnen kann man auch sehr effektiv im Internet mit einer entsprechend keywordoptimierten Webseite. Auf diese Weise ist es auch möglich, sich auf eine bestimmte Region zu fokussieren. Zeitungsannoncen sind eine weitere Möglichkeit, um seine professionellen Transportdienste einem breiten Publikum zugänglich zu machen oder auch mögliche Kooperationspartner zu finden. Die Expertenplattform Xing ist ebenfalls ein möglicher Weg, um sich ein Netzwerk für eine wünschenswerte Auftragssicherheit aufzubauen.
 

Geld verdienen am Steuer:
Tipps und Hinweise für die berufsspezifischen Qualifikationen

Natürlich müssen auch insbesondere die berufsspezifischen Qualifikationen und die formalen Voraussetzungen auf den Prüfstand, um die Existenzgründung auf belastbare Beine zu stellen. Weiterbildungsmaßnahmen im kaufmännischen Bereich sind im Vorfeld sicher sinnvoll, denn ein sehr erFAHRener Kraftfahrer hat nicht zwangsläufig die nötigen Fachkenntnisse in puncto Kostenkalkulation und Buchführung. Transportunternehmer, die Wirtschaftsgüter mit Kraftfahrzeugen auf der Straße transportieren, unterliegen den Bestimmungen des Güterkraftverkehrsgesetzes (GüKG). Das Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen spielt dabei eine maßgebliche Rolle: Bis zu 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht sind Kraftfahrer von den Regelungen des Güterkraftfahrgesetzes freigestellt. Es handelt sich dann um Kleintransportunternehmer, die nur eine Gewerbeanmeldung bei der zutreffenden Gemeinde vornehmen müssen. Durch die Gewerbeanmeldung entsteht auch eine 'Zwangsmitgliedschaft' bei der IHK (Industrie- und Handelskammer), die sich aber durch praktische Tipps und nützliche Seminare gewinnbringend nutzen lässt. Je nach Umsatzsituation kann auch die Kleinunternehmerregelung in Anspruch genommen werden, um von der Umsatzsteuer und erweiterten Buchführungspflichten befreit zu werden. Natürlich muss der notwendigen Kfz-Haftpflichtversicherung mitgeteilt werden, dass das Transportfahrzeug gewerblich genutzt wird. Ab einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen ist eine zusätzliche Erlaubnis erforderlich. Diese wird in den zuständigen Verkehrsbehörden (Ordnungsämter oder Landratsämter) erteilt. Es versteht sich von selbst, dass ein entsprechender Führerschein für Lastkraftwagen größerer Dimensionen erforderlich ist. Die notwendige Güterkraftverkehrserlaubnis erteilt die Behörde nur, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

  • persönliche Zuverlässigkeit (verkehrsrelevante Vorfälle etc.)
  • finanzielle Leistungsfähigkeit (Finanzierungsplan, liquide Mittel)
  • spezifische fachliche Eignung (Kenntnisse, Berufserfahrungen)
     

Praxistaugliche Tipps beachten:
Grundlagen für einen guten Start

Die Finanzierung und Kostenkalkulation steht, die formalen Voraussetzungen sind gegeben, aber eine passende Rechtsform ist noch nicht gewählt. Hier kommt es zunächst auf den Umfang der angestrebten Tätigkeit und die Haftungsverhältnisse an. Wer als Ein-Mann-Unternehmen agiert, kann dies als eingetragener Kaufmann tun, allerdings haftet er dann mit seinem gesamten Vermögen. Wer ein größeres Unternehmen aufbauen will, kann eine GmbH gründen, zumal hier die Haftungssumme auf das einzubringende Stammkapital (25.000 Euro) begrenzt ist. Wer mit anderen kooperieren möchte, kann auch die Gründung einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts oder einer Kommanditgesellschaft in Erwägung ziehen. Letztlich ist die Wahl der Rechtsform mit Blick auf die (persönliche) Haftung und die finanziellen Handlungsspielräume nicht außer Acht zu lassen.

Leasen oder kaufen:
Flexibilität und Planungssicherheit sind gefragt

Wer als Kraftfahrer nachhaltig Geld verdienen möchte, muss die Fixkosten fest im Blick haben, und dies von Beginn an. Daher sind vor allem mit Blick auf die Fahrzeuge als Erwerbsgrundlage kluge Entscheidungen zu treffen. Somit ist es ratsam, zu Beginn Fahrzeuge zu leasen, um Kosten zu sparen bzw. planbar zu machen. Zwar können gekaufte Fahrzeuge abgeschrieben werden, jedoch ist erfahrungsgemäß die Gewinnsituation in der Startphase der Existenzgründung nicht allzu gut. Dies liegt schlicht und ergreifend auch daran, dass das Thema Kunden gewinnen erst angegangen werden muss. Früchte dieser Arbeit zahlen sich erst im Laufe der Zeit durch einen wachsenden Kundenstamm aus. Eine verbrauchsarme Fahrzeugflotte hilft nachhaltig bei der Kostenoptimierung. Wer zu Beginn least, hält die Kosten und das unternehmerische Risiko insgesamt recht gering. Von essentieller Wichtigkeit sind auch Versicherungen, um mögliche finanzielle Risiken auszuschließen. Neben der Kfz-Haftpflichtversicherung ist eventuelle eine Gütertransportversicherung nötig, wenn hochpreisige Waren von A nach B transportiert werden. Durch einen solchen zusätzlichen Schutz bekommen Kunden einen direkten Mehrwert, der für Vertrauen und Bindung sorgen kann. Insgesamt eröffnet die Existenzgründung für Kraftfahrer viele erfolgreiche (Verkehrs)wege, um selbstbestimmt Geld verdienen zu können. Allerdings sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass diese berufliche Entscheidung gerade in der Startphase mit hohen zeitlichen Ressourcen einhergeht. Wer dabei trotzdem nicht rot sieht, kann sich hinter das Steuer setzen und die Kupplung langsam kommen lassen.

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