Selbstständig machen mit einer Apotheke

Apothekerin berät Kunden

Das Gesundheitswesen bietet angesichts der demografischen Entwicklung und hohen Umsätzen in Milliardenhöhe vielfältige Perspektiven für die berufliche Selbstständigkeit. Wer mit der Gesundheit anderer Menschen Geld verdienen möchte, kann hier die Option ‚selbstständig machen als Apotheker‘ kompakt und praxisorientiert prüfen. Erörtert werden wichtige Themen und strategische Weichenstellungen. Zudem sollen Einblicke in die Eigenarten einer Apotheke gewährt werden und es soll deutlich werden, womit einer selbstständiger Apotheker überhaupt Geld verdient.

Existenzgründung mit einer Apotheke: Themen für die berufliche Selbstständigkeit

  • Rahmenbedingungen und Perspektiven für eine Apotheke
  • selbstständig machen als Apotheker: Welche Optionen gibt es?
  • Was bedeutet es, eine Apotheke zu führen?
  • Woran verdienen selbstständige Apotheker eigentlich?
  • selbstständiger Apotheker: Welche formalen Voraussetzungen sind zu erfüllen?
     

Ausgangslage & Perspektiven für die Selbstständigkeit als Apotheker

Bei jeder Existenzgründung ist es ratsam, vor der Planung der Details die Ausgangslage zu sondieren. Nur so kann eingeschätzt werden, ob es sich langfristig lohnt, sich als Apotheker selbstständig zu machen. Zudem offenbart die Analyse der Ausgangslage, welche strategischen Entscheidungen zu treffen sind und welche möglichen Risiken immer genau beobachtet werden sollten.

Generell ist die Anzahl an Apotheken in Deutschland rückläufig, wobei immer noch mehr als 20.000 Filialen anzutreffen sind. Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Apotheken bald unter die Marke von 20.000 fallen könnte. Ein Grund hierfür ist in den wachsenden Internetapotheken zu sehen, die eine ernstzunehmende Konkurrenz darstellen. Es handelt sich um einen wichtigen Jobmotor, denn in Apotheken werden mehr als 150.000 Mitarbeiter beschäftigt. Experten halten die generellen Rahmenbedingungen für die Selbstständigkeit mit einer Apotheke für gut, zumal es mehrere Optionen für den Start gibt (dazu später mehr). Mit Blick auf die Verdienstmöglichkeiten ist darauf hinzuweisen, dass die Fixvergütung pro verschreibungspflichtigem Medikament zuletzt wieder angestiegen ist (auch dazu später mehr). Die Umsatzentwicklung in diesem Bereich jedenfalls ist sehr positiv, denn jedes Jahr ist mit einem durchschnittlichen Wachstum von 3 % zu rechnen. Dabei werden Umsätze von deutlich mehr als 40 Milliarden Euro erzielt.
 

Wie können sich selbstständige Apotheker definieren?

Es sollte Klarheit darüber herrschen, dass eine Apotheke eine Anlaufstelle für die pharmazeutische Fachberatung ist. Darüber hinaus handelt es sich um eine Vertriebsorganisation, die effizient aufgebaut sein sollte. Immer noch machen Arzneimittel mit 90 % den größten Teil des Umsatzes aus, wovon der größte Teil auf verschreibungspflichtige Medikamente fällt. Das zuzutreffende und individuell gestaltbare Zusatzangebot macht im Durchschnitt gesehen nur etwa 5 % des Umsatzes aus. Medizinische Hilfsmittel werden nur noch von wenigen Apotheken angeboten, damit hiermit große Kosten insbesondere im Personalbereich verbunden sind. Definitions- bzw. strategische Positionierungsmöglichkeiten gibt es neben der medizinischen Grundversorgung im Bereich der Zusatzprodukte. So wundert es nicht, dass viele Apotheker Beautyprodukte, Nahrungsergänzungsmittel und auch Vieles für die Pflege und Ernährung von Säuglingen anbieten.
 

Stichwort Businessplan: Was folgt daraus für die Geschäftsausrichtung?

Aus der Tatsache, dass der größte Umsatz mit Rezepten erzeugt wird, folgt die Notwendigkeit eines guten Standortes. Es ist kein Zufall, dass Apotheken sehr oft in Ärztehäusern integriert sind. Bei der Suche von Räumlichkeiten sollte also genau analysiert werden, wie viele Ärzte in der Umgebung vorhanden sind. Gleiches gilt für die Anzahl an Apotheken als direkte Konkurrenz. Eine gewissenhafte Standortanalyse ist also der erste wichtige Schritt mit Blick auf unternehmerische Nachhaltigkeit.

Im Businessplan sollten vor allem die erfolgskritischen Geschäftszahlen bzw. Finanzen sehr sorgfältig geplant werden. Wer eine Apotheke eröffnen will, wird nicht selten sehr hohe Summen im sechsstelligen Bereich aufbringen müssen. Insofern ist ein wasserdichter Businessplan die Methode der Wahl, um Banken oder andere externe Kapitalgeber zu überzeugen. Im Businessplan sollte auch das für die Positionierung wichtige Zusatzangebot mit Blick auf Mehrwerte und Alleinstellungsmerkmale überzeugend dargestellt werden. Welche Produkte und/oder Serviceleistungen erhalten Kunden hier, nicht aber bei der unmittelbaren Konkurrenz? Zu denken wäre etwa an einen gesundheitsorientierten Beratungsservice, der auch das Messen von Blutzuckerwerten enthält. Fast alle Apotheken bieten mittlerweile einen kostenlosen Lieferservice an, falls ein Medikament nicht vorrätig sein sollte.

Bankgespräch für notwendige Kredite planen

Wer eine neue Apotheke eröffnen möchte, kann laut Experten mit einem Kapitalbedarf von etwa 300.000 Euro rechnen. Für Apotheker gibt es spezielle Darlehen, die langfristig gesehen gute Konditionen versprechen. Um ein Darlehen in dieser Höhe zu bekommen, bedarf es eines überzeugenden Businessplanes und einer gründlichen Gesprächsvorbereitung. Hier finden Existenzgründer eine Übersicht über mögliche Förderungen. Ein erfahrener Gründerberater kann alle Möglichkeiten zielorientiert beleuchten.
 

Strategische Optionen prüfen: Apotheke kaufen

Wer den hohen Kapitelbedarf und das Risiko nicht in Kauf nehmen möchte, kann auch Alternativen zur Eröffnung einer Apotheke prüfen. Viele Gründer, die sich als Apotheker selbstständig machen wollen, entscheiden sich für die Übernahme bzw. den Kauf einer vorhandenen Apotheke. Natürlich sind auch hiermit hohe Kosten verbunden, aber der Verkauf kann direkt starten und der selbstständige Apotheker kann sofort auf einen Kundenstamm zurückgreifen. Im Falle der Neueröffnung müsste sich der Geschäftsbetrieb erst einspielen. Es versteht sich von selbst, dass die Option nur für eine ‚gesunde‘ Apotheke in Frage kommt. Daher ist vor der Übernahme genau zu prüfen…

  • wie funktional der Standort ist (inkl. Wettbewerbsanalyse)
  • wie die Umsatzentwicklung in den letzten Jahren war
  • wie die Kostenstruktur der Apotheke aussieht
  • wie das Profil der Apotheke sich von Wettbewerbern abhebt

Wer das Profil bzw. medizinische Zusatzangebot ändern möchte, sollte genau beobachten, wie Stammkunden dies annehmen. Ansonsten kann ein solcher Schritt schnell dazu führen, Kunden zu vergraulen. Mit der Zeit entwickeln selbstständige Apotheker auch ein Gefühl dafür, welche gesundheitsbezogenen Bedürfnisse der Großteil der Kundschaft hat. Neben dem Kauf bietet sich auch die Option an, eine Apotheke zu pachten. Hierbei handelt es sich um die unverbindlichste Form der Selbstständigkeit mit einer Apotheke.
 

Apotheke eröffnen: Handlungsmöglichkeiten & formale Rahmenbedingungen

Selbstständige Apotheker sind Pflichtmitglied in der Apothekerkammer. Diese Kammer hat die Aufgabe, die Einhaltung der zahlreichen Vorschriften in diesem Bereich zu überwachen. Wer sich mit einer Apotheke selbstständig machen möchte, muss dies langfristig planen bzw. über die notwendige Qualifikation verfügen. Das Betreiben einer Apotheke ist nur so genannten approbierten Apothekern erlaubt, die ein entsprechendes Studium absolviert haben. Darüber hinaus müssen für den Geschäftsbetrieb geeignete Räumlichkeiten vorhanden sein. Abgesehen von einer Hauptfiliale ist es selbstständigen Apothekern nur erlaubt, 3 weitere Filialapotheken zu betreiben.

Es liegt in der Natur der Sache, dass sich selbstständige Apotheker mit der komplexen Materie der EDV in diesem Bereich bzw. mit der Abrechnung mit den Krankenkassen auseinandersetzen müssen. Ferner braucht es ein ausgeklügeltes System, damit wichtige Medikamente nicht nur vorrätig sind, sondern auch von den Mitarbeitern schnell gefunden werden können. Ein erfolgreicher Apotheker braucht also nicht nur Fachwissen im medizinischen Bereich, er sollte auch ein vorausschauender Unternehmer sein. Es gilt, einen Geschäftsbetrieb gewinnorientiert zu führen und alle damit verbundenen Pflichten (man denke etwa an die Buchführung) sorgfältig zu erfüllen.

Was Werbung für die Produkte und somit die Vertriebsunterstützung angeht, so sind die strengen gesetzlichen Vorschriften zu beachten. In dieser Hinsicht darf nur sehr eingeschränkt für Arzneiprodukte geworben werden. Untersagt sind auch Werbebotschaften, die auf die Behandlung bestimmter Krankheiten abzielen. Verschreibungspflichtige Medikamente unterliegen der Preisbindung, also hat ein selbstständiger Apotheker keine Handlungsspielräume mit Blick auf den größten Umsatzposten. Eine freie Preisgestaltung ist nur bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten möglich, wobei die Konkurrenz und billige Internetapotheken die Handlungsspielräume ebenfalls einengen.
 

Umsatzquellen: Woran verdient ein Apotheker eigentlich?

Da verschreibungspflichtige Medikamente den größten Umsatzanteil ausmachen, soll an dieser Stelle kurz konkret auf die Verdienstmöglichkeiten bei Kassenrezepten eingegangen werden. Wenn Kunden ein Rezept einlösen, dann erhält der selbstständige Apotheker 3 % des jeweiligen Apothekeneinkaufspreises. Hinzu kommt eine Pauschale von aktuell 8,35 Euro, und zwar unabhängig vom tatsächlichen Preis des Medikaments. Abgezogen wird von der Summe noch der Apothekenabschlag für die Krankenkasse (1,77 Euro brutto pro Medikament). Mit Hilfe dieser Angaben lässt sich leicht berechnen, was ein Apotheker an einem Rezept in Höhe von x Euro verdient. Ist bekannt, wie viele Rezepte mit einem durchschnittlichen Wert eingelöst werden, so lassen sich recht verlässliche Umsatzprognosen ableiten.
 

Formale Aspekte: Apotheker müssen auch als Unternehmer denken

Neben der Approbation brauchen Existenzgründer in diesem Bereich auch eine Betriebserlaubnis. Diese wird von der Apothekerkammer erteilt. Hierfür muss neben einem polizeilichen Führungszeugnis auch ein aktuelles Gesundheitszeugnis vorgelegt werden. Um die Betriebserlaubnis zu erlangen, müssen die Räumlichkeiten gewissen Anforderungen entsprechen. Diese sollten also so früh wie möglich in Erfahrung gebracht werden. Erst nach dem Erhalt der Betriebserlaubnis können Apotheker nach dem Betäubungsmittelgesetz die so genannte BTM-Nummer beantragen. Wer Medikamente auch versenden will, benötigt eine gesonderte Erlaubnis seitens der Apothekenkammer.
 

Freiberufler oder Pflicht zur Gewerbeanmeldung?

Apotheker gehören zu den Freien Berufen, sodass eine Gewerbeanmeldung eigentlich nicht erforderlich ist. Wer jedoch eine Apotheke eröffnet und als Kaufmann firmiert, wird vom Gesetz her trotzdem als Gewerbetreibender eingestuft. Wie oben bereits angedeutet, handelt es sich um ein genehmigungspflichtiges Gewerbe, da zahlreiche Nachweise für die fachliche und persönliche Eignung vorzubringen sind. Eine freiberufliche Tätigkeit kommt immer dann in Betracht, wenn Apotheker einer selbstständigen Tätigkeit außerhalb der kaufmännischen Geschäftsleitung nachgehen.
 

Fazit: Online Apotheken sind auf dem Vormarsch

Mit Blick auf die genannte Versanderlaubnis und den eingangs skizzierten Vormarsch der Online Versandapotheken sei abschließend darauf hingewiesen, dass sich der Markt ändert. Die Zahl der Apotheken wird rückläufig sein, was sich vor Ort aber auch positiv auf die unmittelbare Konkurrenzsituation auswirken kann. Noch kann nicht genau eingeschätzt werden, ob und inwiefern Online Apotheken den Markt revolutionieren werden. Schon jetzt aber zeigen Untersuchungen, dass mehr als die Hälfte aller Kunden eine positive Einstellung gegenüber Versandapotheken hat. Die wachsende Anzahl der Anbieter belegt zudem, dass es eine steigende Nachfrage gibt. Insofern sollten Existenzgründer von heute den Markt von morgen immer genau im Blick haben und das eigene Geschäftsmodell ggf. flexibel an sich ändernde Rahmenbedingungen anpassen.

Existenzgründung mit einer Apotheke: Zusammenfassung für den Weg in die Selbstständigkeit

  1. Die Zahl der Apotheken ist rückläufig, Online Apotheken erobern immer mehr Umsätze, gerade im Bereich nicht verschreibungspflichtiger Medikamente. Die Umsätze weisen jedes Jahr ein stabiles Wachstum auf
  2. Angesichts der demografischen Entwicklung werden Apotheken bei der Gesundheitsversorgung aber langfristig eine wichtige Rolle spielen
  3. Wer sich mit einer Apotheke selbstständig machen möchte, muss ein entsprechendes Studium für die notwendige Approbation vorweisen können. Ferner ist eine Betriebserlaubnis nötig
  4. Der größte Teil der Umsätze (ca. 90 %) wird mit verschreibungspflichtigen Medikamenten generiert, wobei es pro Medikament eine fixe Vergütung gibt
  5. Handlungsspielräume bei der Preisgestaltung gibt es nur bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten
  6. Mit der Ausgestaltung des Zusatzangebotes haben selbstständige Apotheker die Chance, ihrer Filiale ein Profil zu verleihen, das sich deutlich von der Konkurrenz abhebt.

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