Selbstständig machen mit einem Schnäppchenmarkt
Wer sich mit einem Schnäppchenhandel selbstständig machen möchte, sollte die strategischen Rahmenbedingungen genau kennen bzw. sich zielfokussiert danach ausrichten. Vor wenigen Jahre liefen solche Läden noch sehr gut, da die ‚Geiz ist geil Mentalität‘ stark ausgeprägt war. Diese hat sich aber deutlich abgeschwächt und viele der Schnäppchen- bzw. Restpostenläden ist nicht mehr vorhanden. Insofern ist dieses Geschäftsmodell an sich kein Selbstläufer, zumal in fast jeder Innenstadt die relevante Konkurrenz mit 1 Euro Shops und Co. groß ist. Zudem sind Schnäppchen auch im übrigen Einzelhandel ständig zu haben. Und nicht zu vergessen ist der Onlinehandel, der aufgrund anderer Prozessstrukturen ohnehin niedrigere Preise anbieten kann.
In diesem Sinne soll einleitend schon das Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass für einen erfolgreichen Schnäppchenhandel im Vorfeld der Geschäftseröffnung die Weichen richtig gestellt werden müssen. In diesem Beitrag soll dies in kompakter und praxisorientierter Form geschehen.
Existenzgründung: Eine zielorientierte Geschäftsausrichtung beginnt mit einem professionellen Businessplan
Zu Beginn sei darauf hingewiesen, dass der Begriff Schnäppchen ohnehin subjektiv ist: Was für den einen Kunden ein Schnäppchen ist, empfindet der andere als unattraktiven Durchschnittspreis. Hieran wird deutlich, dass sich die Preise in einem Schnäppchenhandel deutlich von der Konkurrenz aus dem Einzelhandel abheben sollten. Ein Schnäppchenhandelbetreiber braucht einen guten Riecher für die Preissensitivität seiner Zielgruppe. Dies bedeutet auch, dass recht große Mengen verkauft werden müssen, da die Gewinnmarge pro verkauftem Produkt in aller Regel nicht sehr groß sein wird. Hieraus ergibt sich unmittelbar die Frage, woher und in welchem Mengen die Produkte überhaupt stammen sollen, die im Schnäppchenhandel zum Verkauf angeboten werden? In vielen Fällen handelt es sich um qualitativ einwandfreie Konkursware, die noch zum Verkauf angeboten wird. Da die Regale im Laden möglichst voll sein sollen, muss Klarheit darüber herrschen, woher und zu welchen Konditionen die verkauften Produkte kommen sollen. Erst wenn Kooperationen und Verträge unter Dach und Fach sind, kann die Eröffnung ins Visier gefasst werden. Zudem ist zu hinterfragen, ob eine bestimmte Art von Restposten (z.B. Lebensmittel) angeboten werden soll oder ob eher ein buntes Potpourri in Frage kommt (nach dem Motto hier ist für jeden Kunden etwas dabei).
Eine lesbare Visitenkarte für den geschäftlichen Erfolg
All diese und weitere strategische Aspekte sollten mit einem überzeugenden Businessplan in eine professionelle Form gebracht werden. In dieser lesbaren Visitenkarte sollte deutlich werden, warum dieser Schnäppchenhandel für Kunden attraktiv ist und wie die Finanzierung im Detail in den ersten Jahren aussehen soll bzw. welcher konkrete Bedarf gesehen wird. Überlegungen zu Marketing, Vertriebswegen und Preisstrategien runden eine ganzheitlich-strategische Geschäftsplanung ab. Die Einrichtung eines Ladenlokals und etwaige Umbaumaßnahmen können mitunter viel Geld erforderlich machen. Gründer mit einer geringen Eigenkapitaldecke sind auf externe Geldgeber angewiesen. Und genau hier kommt der ausgearbeitete Businessplan ins Spiel, zumal er eigentlich immer stillschweigend vorausgesetzt wird.
Standortanalyse für belastbare Umsatzprognosen
Die zuletzt aufgeworfene Frage der Sortimentsausrichtung hängt sicherlich auch direkt mit dem Standort zusammen. Je nach Konkurrenzsituation kann es Sinn machen, sich auf einen bestimmten Bereich zu fokussieren oder aber wirklich alles anzubieten. Letzteres birgt die Gefahr in sich, auf so genannten Ladenhütern sitzen zu bleiben. In der Regel wird es so sein, dass Schnäppchen palettenweise einkauft werden. Im Vorfeld lässt sich aber nicht immer exakt abschätzen, wie groß die Nachfrage bei den Kunden sein wird. Bei der Auswahl eines Standortes ist neben der Konkurrenzsituation auch ein Augenmerk darauf zu legen, wie viel Laufkundschaft ein Ladenlokal anziehen kann. Ideal ist ein belebter Standort für einen Schnäppchenhandel in der Fußgängerzone in der Innenstadt. Ein in dieser Hinsicht sehr guter Standort kann auch eine höhere Miete und somit höhere monatliche Fixkosten rechtfertigen.
Konditionen und Qualität der angebotenen Schnäppchen
Die Einkaufs- und Verkaufskonditionen bestimmen letztlich die Gewinnmargen, die maßgeblich für den wirtschaftlichen Erfolg sind. Insofern sollten Gründer von Anfang an die kaufmännische Brille aufsetzen und alles sorgfältig durchkalkulieren. Auch die Lagerbestände sollten nie zu hoch sein, da auf diese Weise Kapital gebunden wird, das an einer anderen Stelle unternehmerische Handlungsspielräume einschränken kann. Bei einem Schnäppchenhandel spielt die Qualität nicht die wichtigste Rolle, dennoch sollte Kunden kein Ramsch angeboten werden. Gerade was den Verkauf von Lebensmitteln angeht, so müssen geltende Standards zur Lagerung und in puncto Mindesthaltbarkeitsdatum eingehalten werden. Schlechte Qualität spricht sich rum und auch im Internet kann das Image so sehr schnell einen irreparablen Schaden nehmen. Nicht zu vergessen ist, dass die Kundenbindung im Grunde für jedes Geschäftsmodell eine erfolgskritische Rolle spielt: Insofern sollte alles daran gesetzt werden, Kunden stets mit attraktiven Schnäppchen zu versorgen, sodass diese gerne öfter wiederkommen oder den Laden auch weiterempfehlen.
Marketing von Beginn an professionalisieren: Werbung für den Schnäppchenhandel
Von außen sollte ein Schnäppchenhandel deutlich sichtbar als solcher erkennbar sein. Aktuelle Angebote können ein Blickfang sein, der Kunden in den Laden lockt und sie dort mehr kaufen lässt, als sie eigentlich wollten. Dazu kann auch eine ansprechende Präsentation der Waren einen effektiven Beitrag leisten. Dies zeigt zum Beispiel der Vorzeige-Discounter Aldi, der seine Läden nun mit einem modernen Konzept in einem buchstäblich besseren Licht erscheinen lässt. Auch Musik im Hintergrund kann die Stimmung bzw. Kauflaune der Kunden erhöhen, wie es in einigen wissenschaftlichen Studien schon festgestellt werden konnte. Insofern sollte auch bei der Eröffnung eines Schnäppchenhandels nicht am Konzept gespart werden. Auf lange Sicht gesehen kann es sich auszahlen, hier professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Was die fortlaufende Werbung angeht, so empfiehlt sich die Verteilung von Handzetteln in einem definierten Umkreis. Derselbe Werbeeffekt kann durch geschaltete Anzeigen in lokalen Zeitungen genutzt werden (hier gilt es, die konkreten Kosten und Nutzeneffekte jeweils abzuwägen). Auch eine Internetseite kann auf die reale Präsenz eines Schnäppchenhandels in der Nähe hinweisen. Auf dieser Seite können die aktuellsten Schnäppchen kostenlos und vor allem reichweitenstark vorgestellt werden. Mit Aktivitäten auf Social Media Plattformen kann die bereits angesprochene Kundenbindung forciert werden. Durch das Teilen von Beiträgen kann der Schnäppchenhandel eine große Zielgruppe bzw. viele potenzielle Neukunden erreichen.
Formalitäten auf dem Weg in die Selbstständigkeit mit einem Schnäppchenmarkt
Wer sich mit einem Schnäppchenhandel selbstständig machen möchte, muss vor der Aufnahme der Geschäftstätigkeit ein Gewerbe anmelden. Ob eine einfache oder erweiterte Gewerbeanmeldung in Frage kommt, hängt vom Leistungsspektrum bzw. den angebotenen Waren ab. Sobald frische Lebensmittel angeboten werden, müssen Kenntnisse der geltenden Hygienebestimmungen nachgewiesen werden. Auf jeden Fall sollte für den Prozess der Gewerbeanmeldung etwas Zeit im Vorfeld der Geschäftseröffnung eingeplant werden. Ein schon gefüllter Schnäppchenhandel mit vollem Lager kostet jeden Tag, an dem er nicht eröffnen kann, viel Geld. Mit Blick auf bauliche Maßnahmen und etwaige sanitäre Anlagen je nach Größe des Ladenlokals kommen ggf. die Gewerbeaufsicht oder das Bauamt ins Spiel. Gründer sind gut beraten, die persönlichen Startvoraussetzungen frühzeitig zu klären, um den Geschäftsbetrieb wie geplant aufnehmen zu können. Ohne erfolgte Gewerbeanmeldung darf der Laden offiziell nicht geöffnet werden.
Selbstständig machen mit einem Schnäppchenhandel: Zusammenfassung und Praxistipps
- Die Umfeldbedingungen für einen Schnäppchenhandel gestalten sich schwieriger als noch vor wenigen Jahren, da eine leichte Abkehr von der ‚Geiz ist geil Mentalität‘ zu bemerken ist. Daher sollte alle Geschäftsbereiche klug ausgerichtet werden. Hierzu bietet ein Businessplan den richtigen Rahmen
- Kunden finden heutzutage überall vermeintliche Schnäppchen: Die Konkurrenz ist in vielen Innenstädten durch 1 Euro Shops und den Onlinehandel groß => der Businessplan muss in dieser Hinsicht deutlich machen, warum gerade dieser Schnäppchenhandel aus Kundensicht sehr attraktiv ist
- Der Standort des Ladenlokals ist ein nachhaltiger Faktor für Geschäftserfolg. Er sollte möglichst viel Laufkundschaft anziehen und nicht zu abgelegen sein
- Preiskalkulation und Einkaufspolitik: Es sollte Klarheit darüber herrschen, woher und zu welchen Konditionen die Schnäppchen kommen (letztlich muss auch beim Schnäppchen ein Minimum an Qualität gewahrt werden, wenn die so wichtige Kundenbindung forciert werden soll)
- Billig muss nicht zwangsläufig billig aussehen: Auch bei einem Schnäppchenhandel kommt der ansprechenden Präsentation der Ware eine verkaufsfördernde Wirkung zu (eine entsprechende Fachberatung durch Werbeexperten kann sich auf lange Sicht gesehen auszahlen)
- Marketing professionalisieren, um eine große Zielgruppe zu erreichen: Onlinewerbung (eigene Homepage) und Handzettel bzw. Anzeigen in lokalen Zeitungen sind praxiserprobte Instrumente zur Verkaufsförderung
- zu erledigende Formalitäten: vor der Geschäftseröffnung ist ein Gewerbe anzumelden, bauliche Maßnahmen müssen genehmigt werden und den geltenden Anforderungen entsprechen
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