Selbstständig machen als Schreiner / Tischler

Schreiner zersägt Holzbrett

Wer sich als Handwerker selbstständig machen möchte, kann als Schreiner/Tischler buchstäblich auf Holz klopfen und gute Rahmenbedingungen nutzen. Denn insbesondere Handwerkskunst aus Meisterhand genießt hierzulande einen guten Ruf, für den nicht wenige Kunden auch tiefer in die Tasche greifen. Dies liegt vor allem daran, dass Handwerksarbeit fast automatisch mit hoher Qualität verbunden wird.

Doch was ist für die Option ‚selbstständig machen als Schreiner/Tischler‘ bei der Planung zu beachten? Wie sehen die (formalen) Rahmenbedingungen im Handwerk aus? Diese und weitere Fragen werden im folgenden Beitrag praxis- und lösungsorientiert erörtert. Die Begriffe Schreiner und Tischler werden dabei synonym verwendet, da es sich allenfalls um regionale Unterschiede bei der Benutzung handelt.

Existenzgründung im Handwerk: Zentrale Themen für die Selbstständigkeit als Schreiner (Tischler)

  • Analyse der Ausgangslage zur Strategiefindung
  • Businessplan: Leistungen und Zielgruppe
  • selbstständig machen als Schreiner/Tischler: Formalitäten
  • zu beachtende Versicherungspflichten
  • Nachwuchsmangel: Problemfelder frühzeitig im Blick haben
  • Anregungen für einen breit aufgestellten Marketingmix
     

Tischlerei gründen: Kurze Analyse der Ausgangslage

Generell kann eine Existenzgründung als Tischler (Schreiner) auf sehr gute Rahmenbedingungen bauen, die vor allem durch die anhaltend stabile Konjunktur getragen werden. Jüngst wurde hier an anderer Stelle erst berichtet, dass das Beschäftigungsniveau im deutschen Mittelstand einen Rekordstand erreicht hat. Auch die Entwicklung im Handwerk zeichnet sich durch einen Zuwachs bei den Umsätzen und Mitarbeiterzahlen aus. Zuletzt konnte die Branche ein deutliches Umsatzplus verbuchen. Grund hierfür ist vor allem der Boom in der Baubranche, in der Tischler als zentrales Gewerke immer wieder neue Aufträge und Kooperationen eingehen können.

Was die Einschätzung der konkreten Ausgangslage angeht, so gab es 2016 in Deutschland 39.000 Tischlereien. Je nach Standort ist also mit einer teils intensiven Konkurrenz zu rechnen. Der Standort sowie Aktionsradius sollten im Zuge der Geschäftsausrichtung sorgfältig geplant werden, handelt es sich doch hierbei um einen zentralen Aspekt für nachhaltigen Geschäftserfolg. Hilfreich beim Projekt ‚selbstständig machen als Tischler/Schreiner‘ ist sicher auch das gute Image, das Handwerker hierzulande genießen. Insofern gilt es, das eigene Können von Beginn an möglichst wirksam zu vermarkten.
 

Businessplan für Tischlerei erstellen: Wohin geht die Geschäftsreise?

Schreiner sollten ihr Handwerk verstehen, und zwar auch das betriebswirtschaftliche! Aus dem Wunsch ‚selbstständig machen als Schreiner/Tischler‘ muss ein tragfähiger Plan werden. Ein solcher ist nötig, um das Geschäft ganzheitlich auf eine tragfähige Basis zu stellen und auch um externe Geldgeber zu gewinnen. Denn je nach Umfang der Existenzgründung werden mitunter hohe Summen für den Geschäftsbetrieb aufzubringen sein. Insofern steht die Ausarbeitung eines professionellen Businessplans ganz am Anfang aller Bemühungen oder besser gesagt strategischen Planungen.
 

Standort und weitere Geschäftsfelder

Neben dem Standort müssen vor allem die Leistungen, Produkte, Preise, Vertriebswege und auch die Zielgruppe klar umrissen werden. Von zentraler Bedeutung ist die Planung der Finanzen, schließlich scheitern die meisten Existenzgründungen an diesem wichtigen Aspekt. Insgesamt sollte der Businessplan überzeugend auf den Punkt bringen, worin die nachhaltigen Geschäftspotenziale liegen: Was kann die Schreinerei/Tischlerei besser als die (unmittelbare) Konkurrenz? Welche Mehrwerte und Alleinstellungsmerkmale sind für die Zielgruppe relevant? Mit welchen Gewinnmargen bzw. Umsätzen kann gerechnet werden?
 

Leistungen und Zielgruppe konsequent aufeinander abstimmen

Das Leistungsspektrum in der Tischlerei ergibt sich automatisch aus den Schwerpunkten der eigenen handwerklichen Fähigkeiten. Diese müssen letztlich zur vorhandenen Nachfrage passen oder gezielt darauf abgestimmt werden. Sofern am gewählten Standort bereits Konkurrenz vorhanden ist, kann eine Nische erfolgreich besetzt werden. Zu denken wäre etwa an individuelle Designermöbel, die nach Kundenwunsch angefertigt werden. Neben der eigentlichen Handwerkskunst können sich selbstständige Tischler/Schreiner natürlich auch über den Kundenservice differenzieren und z.B. einen Service für den Aufbau von Möbeln etc. anbieten. Je nach Standort kann es auch lukrativ sein, professionelle Leistungen bei Umzügen oder Renovierungsarbeiten anzubieten. Sofern im nahen Umkreis viel gebaut wird, können Kooperationen mit Baufirmen eingegangen werden, sodass der Innenausbau im Mittelpunkt des Leistungsspektrums steht. Letztlich hängen Standort, Zielgruppe und Leistungsspektrum direkt voneinander ab. Daher sind Existenzgründer in diesem Handwerk gut beraten, alle erfolgskritischen Planungsaspekte ganzheitlich auf dem Schirm zu haben.
 

Schreinerei gründen: Formalitäten für die Existenzgründung im Handwerk

Selbstständig machen als Tischler/Schreiner kann sich nicht jeder! Zu beachten ist, dass es sich um ein zulassungspflichtiges Handwerk handelt. Generell ist eine Gewerbeanmeldung nötig, um den Geschäftsbetrieb offiziell aufnehmen zu dürfen. Abgesehen von einer fundierten Berufsausbildung in diesem Bereich ist auch die Meisterpflicht vorgesehen. Ohne Meistertitel ist es nicht möglich, sich als Tischler selbstständig zu machen. Alternativ kann aber die Altgesellregelung geprüft werden: Wer 6 Jahre als Schreiner und dabei 4 Jahre in leitender Position gearbeitet hat, kann sich als Tischler selbstständig machen. Zudem ist es möglich, einen Meister in leitender Funktion einzustellen. Bei dieser Option wird aber ein hohes Maß an Entscheidungskompetenz abgegeben, was viele Selbstständige explizit nicht wollen. Zu bedenken ist, dass die Meisterpflicht auch eine Grundvoraussetzung ist, um im eigenen Betrieb ausbilden zu können.
 

Eintragung in die Handwerksrolle als selbstständiger Tischler/Schreiner

Beim Tischlerhandwerk handelt es sich um ein so genanntes zulassungspflichtiges Handwerk. Insofern ergibt sich die Pflicht, den neu gegründeten Betrieb in die Handwerksrolle eintragen zu lassen. Erst mit der erfolgten Bestätigung über diesen Vorgang wird in der Regel die Gewerbeanmeldung möglich sein. Die bereits geschilderten formalen Grundvoraussetzungen für eine berufliche Selbstständigkeit in diesem Bereich sind im Zuge der Gewerbeanmeldung natürlich ebenfalls nachzuweisen. Nach der Gewerbeanmeldung werden das Finanzamt (zwecks steuerlicher Erfassung) und die Berufsgenossenschaft (zwecks gesetzlicher Unfallversicherung) im Übrigen automatisch informiert.

Praxistipp: Existenzgründerberatung durch die Handwerkskammer
Im Zuge der Gewerbeanmeldung ergibt sich eine Pflichtmitgliedschaft in der Handwerkskammer. Diese bietet ein umfassendes Beratungsangebot mit Blick auf eine erfolgreiche Existenzgründung. Ein Existenzgründerseminar kann sich im Vorfeld der Selbstständigkeit als hilfreiche und vor allem praxisorientierte Vorbereitung erweisen.

 

Nachwuchskräfte? Problemfelder frühzeitig im Blick haben

Wer sich mit einer eigenen Schreinerei/Tischlerei langfristig auf dem Markt halten will, sollte bei der Planung neben handwerklicher Qualität von Beginn an den Personalbereich konsequent im Blick haben. Ohnehin wird sich die Frage stellen, ob und wieviel Personal in der Startphase eingestellt werden muss.

Als Meisterbetrieb kann die Tischlerei auch ausbilden. In vielen Regionen haben Handwerksbetriebe aber Probleme damit, junge Menschen für dieses traditionelle Tätigkeitsfeld zu gewinnen. Insofern sollten Unternehmer in diesem Bereich neue Wege gehen, um junge Nachwuchskräfte für eine Ausbildung in diesem Bereich zu begeistern. Neben guten Verdienstmöglichkeiten in der Zukunft könnten abgesehen vom eher bescheidenen Azubilohn weitere Anreize gesetzt werden, um sich als attraktiver Arbeitgeber gezielt von der Konkurrenz abzuheben. Zu denken wäre etwa daran, Azubis einen Firmenwagen zur Verfügung zu stellen, sodass auch längere Anfahrten kein Hindernis mehr darstellen sollten. Auch bei freiwilligen Sozialleistungen besteht viel Spielraum, um sich von der Konkurrenz im Kampf um die besten Köpfe abzuheben.
 

Anregungen für einen breit aufgestellten Marketingmix

Das Wichtigste in der Startphase wird sein, auf möglichst vielen Kanälen auf sich aufmerksam zu machen. So steigt der Bekanntheitsgrad und nach und nach können immer mehr Kunden gewonnen werden. Insofern darf eine suchmaschinenoptimierte Homepage von Beginn an im Marketingmix nicht fehlen. Hier können potenzielle Kunden mehr über die Leistungen erfahren und sich ein Bild über das handwerkliche Können verschaffen. Kontaktmöglichkeiten sind oft der erste Schritt hin zu einem Auftrag.

Des Weiteren gilt es, in regionalen Zeitungen mit imagewirksamen Beiträgen auf sich aufmerksam zu machen. Gleiches gilt für ein Profil auf Facebook oder Instagram, wobei vor allem Fotos einen lebendigen Eindruck in Bezug auf das Leistungsspektrum verschaffen. Natürlich sollte die Schreinerei auch auf allen wichtigen Handwerksportalen vertreten sein, da die Kundenakquise so auf eine automatische Basis gestellt werden kann. Je nach Größe und Schwerpunkt der handwerklichen Unternehmung kann es auch Sinn machen, auf Portalen wie DaWanda Präsenz zu zeigen und diese als reichweitenstarken Vertriebsweg für handwerkliche Erzeugnisse aus Meisterhand zu nutzen.
 

Kooperationen können für Auslastung sorgen

Um eine möglichst hohe Grundauslastung zu sichern, sind Kooperationen mit Baufirmen eine erstrebenswerte Option. Insofern gilt es, sich von Beginn an ein Netzwerk aufzubauen, aus dem sich immer wieder neue Aufträge und Kundenbeziehungen ergeben können. Zu prüfen ist in diesem Sinne auch die strategische Alternative, eine vorhandene Tischlerei/Schreinerei zu übernehmen, anstatt selbst zu gründen. Diese Option hat den Vorteil, dass sofort auf einen Kundenstamm zurückgegriffen werden kann.
 

Versicherungen für selbstständige Schreiner/Tischler

Wer sich als Tischler/Schreiner selbstständig macht, muss der gesetzlichen Rentenversicherung beitreten. Mit dem Weg in die Selbstständigkeit eröffnet sich auch die Option, der privaten Krankenversicherung beizutreten. Da die Arbeitskraft das wichtigste Gut ist, sollte diese entsprechend abgesichert werden über ein gesondertes Krankentagegeld, oftmals ist dies in Kombination mit einer PKV am idealsten. Abgesehen vom Krankengeld kann im Einzelfall auch die Sinnhaftigkeit einer Berufsunfähigkeitsversicherung geprüft werden. Was den Versicherungsschutz für den gewerblichen Bereich angeht, so sollte unbedingt eine Betriebshaftpflichtversicherung abgeschlossen werden.

Selbstständig machen als Schreiner/Tischler: Zusammenfassung für die Planung der Existenzgründung

  • Die potenzielle Auftragslage ist sehr gut und aktuell vor allem vom Bau-Boom getragen
  • Starkes Image: Handwerker genießen hierzulande ein hohes Ansehen
  • Die teils große Konkurrenz vor Ort erfordert eine kluge und nachhaltige Geschäftsausrichtung im Businessplan
  • zulassungspflichtiges Handwerk: für die Selbstständigkeit als Tischler/Schreiner ist ein Meistertitel vorgesehen (Alternativen: Altgesellenregelung oder Anstellung eines Meisters in leitender Position)
  • Problemfelder frühzeitig erkennen: der Nachwuchsmangel im Handwerksbereich kann Schreinereien dazu zwingen, Azubis mit weiteren Leistungen jenseits des Lohnes anzulocken
  • Der Marketingmix sollte breit angelegt sein, um die Bekanntheit schnell erhöhen zu können
  • Wer sich als Tischler selbstständig machen möchte, sollte den persönlichen und gewerblichen Versicherungsschutz genau prüfen (idealerweise durch eine unabhängige Fachberatung).

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